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Die schrieb am 5.1. 2006 um 12:52:49 Uhr über

unbekannte

Es war ein miserabler Freitag für Daniel. Im Büro, in dem er als Einkäufer tätig war, war heute die Hölle los gewesen und er war froh, diesen stressigen Zwölfstundentag hinter sich gebracht zu haben und dass endlich Wochenende war. Doch kaum zu Hause angekommen, fiel ihm die Decke auf den Kopf.

Er lebte bis vor zwei Wochen mit seiner Freundin Jana zusammen in der gemeinsam gemieteten Fünfzimmer Wohnung. Dann hatte sie sich entschiedenihren Lifestyle zu ändern“. Laut ihrer Aussage passte Daniel da nicht mehr rein. Sie hatte ihm ganz offen und erbarmungslos berichtet, dass sie jetzt mit einem Künstler zusammen sei, der ihr eine andere Sicht des Lebens eröffnet hatte. Dabei übersah sie beiläufig, dass Daniel und sie bereits seit zwei Jahren zusammen waren und dass sie vor einem Jahr beschlossen hatten in eine gemeinsame Wohnung zu ziehen. Natürlich hatten sie dies ausgiebig geplant und damals war Jana sogar die treibende Kraft gewesen, zusammen zu ziehen und gemeinsam in die Zukunft zu sehen. Daniel war erst nicht sonderlich begeistert, bereits nach einem Jahr mit Jana zusammenzuziehen, doch Jana leistete ganze Arbeit und hatte ihn schnell um den Finger gewickelt. Nun war es vorbei und Daniel konnte es noch nicht richtig fassen. Sie war ausgezogen und nun war die Wohnung so verdammt leer. Er vermisste sie und ihre Marotten, doch er hatte keine Chance sie vor zwei Wochen von ihrem Vorhaben abzubringen.

Er ließ sich auf sein Sofa fallen, schaltete geistesabwesend den Fernseher ein und zappte von einem Programm zum anderen. Nach einer Weile schaltete er den Fernseher wieder aus und ging in die Küche um sich etwas zu essen zu machen. Er öffnete den Kühlschrank und bemerkte, dass er nur noch Grundnahrungsmittel im Haus hatte. Natürlich. Jana hatte sich immer um den Einkauf gekümmert und er hatte schlichtweg vergessen einkaufen zu gehen.
Mit einem Seufzer beschloss er, noch schnell etwas einzukaufen.

Kaum war er vor der Tür begann es in Strömen zu regnen. „Klasse,“ dachte Danielgenau das hat mir noch gefehlt.“ Auf dem Weg zum Einkaufsladen musst er durch den Park, den er soeben betrat. Er ging am See vorbei und blieb einen Augenblick stehen und beobachtete, wie die Regentropfen auf dem Wasser des Sees aufschlugen, während seine Klamotten bis auf die Haut durchnässt wurden. „Warum hat sie mich nur verlassen?“ Grübelte er. Plötzlich sah er eine Bewegung im Augenwinkel. Er drehte den Kopf in die Richtung, doch weit und breit war nichts zu sehen. Er tat es als optische Täuschung ab, denn wer sollte sich schon, außer ihm, bei diesem miesen Wetter in den Park wagen? Er schüttelte den Kopf, einerseits weil er ein wenig Wasser loswerden wollte, andererseits, weil er die Sehnsucht nach Jana versuchte wegzuschütteln. Als er beschloss seinen Weg zum Laden wieder aufzunehmen und sich in die richtige Richtung drehte, stand ganz unerwartet eine Frau ungefähr einen Meter vor ihm. Daniel erschrak und musterte die Frau ganz genau. Sie hatte tiefschwarzes, schulterlanges Haar, dass teilweise durch die Nässe an ihrem wunderschönen, blassen Gesicht klebte. Ihre dunklen, großen Augen musterten Daniel auf die gleiche Weise wie er sie musterte. Sie trug eine weiße Bluse unter einem dunkelblauen Trenchcoat. Sie muss auch schon eine ganze Weile im Regen unterwegs sein, dachte sich Daniel, denn ihm blieb nicht verborgen, dass der Teil der weißen Bluse, der nicht vom Trenchcoat bedeckt war, bereits durchsichtig war. Er konnte ihre prallen Brüste ansatzweise erkennen und hob verschämt den Blick, als er merkte, dass er sie anstarrte. In ihrem Gesicht war aber keine Verärgerung zu erkennen. Im Gegenteil, sie schien amüsiert zu sein, dass er wie ein Dreizehnjähriger ihre Brüste anstarrte. So etwas machte Daniel normalerweise nicht. Er hatte immer darauf geachtet, seinem Respekt gegenüber Frauen Ausdruck zu verleihen. Doch bei ihr war es irgendwie anders. Er verlor sich jetzt regelrecht in ihren Augen. Sie lächelte und erwiderte seinen Blick. Wie aus einer Trance erwachte Daniel, errötete und fand seinen Anstand wieder. „Äh, Hallo, ich bin Daniel und wer sind sie?“ Sie machte keine Anstalten zu antworten, sondern schenkte ihm nur weiterhin ihr bezauberndes Lächeln. „Ähm, können sie mich verstehen?“ Fragte er ein wenig verwirrt. Genau in diesem Moment fuhr ein Blitz vom Himmel und gleichzeitig donnerte es gewaltig. Daniel fuhr herum und sah noch, dass ein Baum ein paar hundert Meter von ihm entfernt Feuer fing. Als er sich wieder der Unbekannten zuwenden wollte, war diese nicht mehr da. Erstaunt blickte Daniel in alle Richtungen, konnte aber kein Zeichen erkennen, welches darauf hinwies, dass sie irgendwo war. „Habe ich mir das gerade eingebildet?“ Fragte er sich in Gedanken. Nein, so eine Frau konnte er sich nicht einfach ausgedacht haben. Er ging noch mal durch den ganzen Park, von der Unbekannten fehlte jedoch jede Spur. Er trottete nach Hause und als er seine Haustür öffnete, merkte er, dass er den Einkauf total vergessen hatte. Er beschloss, sich eine Pizza zu bestellen und bald schlafen zu gehen.

In seinen Träumen stand er vor der unbekannten Schönen. Sie redete wie ein Wasserfall, doch Daniel verstand kein einziges Wort. Und als er nachfragen wollte, war es, als wäre er stumm geworden. Seine Lippen bewegten sich zwar aber es kamen keine Worte heraus. Aber Daniel empfand keine Panik dabei. Er lauschte den unverständlichen Worten von ihr und genoss ihren Redeschwall. Er empfand die Situation als angenehm, als ob sie sich schon lange kennen würden. Sie machte einen Scherz und obwohl Daniel ihn nicht verstand fiel er voller Wonne in ihr wunderbares Lachen mit ein. Dann verstummte sie und sah Daniel direkt in die Augen. Er erwiderte den Blick. Ihr Gesicht näherte sich dem seinen langsam aber sicher. Als ihre Lippen sich berührten, verspürte Daniel ein nie vernommenes Glücksgefühl. Die Welt um ihn herum schmolz und er bestand augenblicklich nur noch aus seinen Lippen. Dann lösten sich ihre Münder von einander und Daniel sah Jana ins Gesicht. „Nein!“, Versuchte er zu schreien. Doch aus seinem Mund kam nichts als Stille. Er rieb sich die Augen und Jana verwandelte sich von der hübschen, blonden Frau langsam in eine breiige Masse. Ihr Kopf verformte sich und, als wäre sie aus Wachs, schmolz sie in sich zusammen. Daniel versuchte Jana festzuhalten, doch ihr warmer, weicher Körper glitt ihm durch die Finger. Sie schmolz zu einem Fleck auf dem Boden und als Daniel sich bückte um sie noch mal zu berühren, begannen sich auswüchse aus dem Fleck zu bilden, die sofort nach seiner Hand griffen. Sie wanderten seinen Arm herauf. Er versuchte, die Masse von seinem Arm zu streifen, doch sie ergriff dabei auch seine andere Hand und wanderte dort ebenfalls den Arm hoch. Die Masse wanderte weiter und bedeckte bald seinen kompletten Ober- und dann auch seinen Unterkörper. Dann glitt die warme, glitschige Masse seinen Hals hoch und bedeckte sein Gesicht. Als die Masse seinen Mund erreichte, versuchte Daniel noch mal zu schreien, doch es folgten keine Laute. Die Masse drang in seinen Mundraum und er fühlte, wie sie anfing seine Kehle herunter zu laufen. Kurz bevor er das Gefühl hatte zu ersticken,

wachte er auf. Sein Kopf und sein Oberkörper waren schweißnass. Er riss sich ein Kissen vom Gesicht und versuchte sich zu orientieren. Natürlich lag er in seinem Bett. Ein schöner Traum, der in einem heftigen Albtraum endete. Daniel konnte sich nicht mehr erinnern, wann er seinen letzten Albtraum hatte aber es musste mehrere Jahrzehnte zurückliegen. Als er aus dem Bett stieg, landete sein rechter Fuß erst mal in der abgekühlten Pizza vom Vortag. „Scheiße!“ Rief Daniel, befreite seinen Fuß aus dem Käse und humpelte ins Badezimmer. Er duschte und erledigte seine Morgentoilette. Als er, nur mit einem Handtuch um die Hüften bekleidet, vor dem Spiegel stand um sich die Zähne zu putzen, entdeckte er ein paar graue Haare an seiner Schläfe. „Oh nein,“ klagte er sein Spiegelbild an, „jetzt ist es also soweit: Ich werde alt.“ Daniel war letzen Sommer achtundzwanzig geworden, fühlte sich aber immer noch wie zwanzig. Zumindest sagte er dies immer, wenn er nach seinem Alter gefragt wurde. Von dem Zwicken im Rücken und den sonstigen kleinen Beschwerden, die ihn seid ein paar Monaten plagten, erwähnte er dann immer vorsichtshalber nichts. Man könnte ihn ja für alt halten. Es sträubten sich seine Nackenhaare, wenn er daran dachte, dass er bald dreißig wurde. Viele seiner Freunde hatten diese magische Altersgrenze bereits überschritten und ebenso viele Freunde hatten sich danach drastisch verändert. Einige gründeten hastig eine Familie, andere fuhren auf einen längeren Urlaub um sichnoch mal richtig auszutoben“. Einer wanderte sogar nach Bali aus. Einerseits bewunderte Daniel die Leute, die nun endlichden Weggingen und ein geregeltes Leben anfingen. Doch er hatte eine wahnsinnige Angst sich auf so eine Lebensweise einzulassen. Er hatte aber ja bereits mit Jana einige Schritte in diese Richtung gemacht, doch nachdem sie ihn so, mir nichts, dir nichts, verlassen hatte, gab er in seiner Schmach den geheimen Traum von einemnormalenLeben auf. Er musste an Jana denken.

Aber was war das? Er versuchte sich Janas Bild vor Augen zu rufen, doch alles, was er vor seinem geistigen Auge sah, war das Gesicht der Unbekannten. Ihre dunklen Augen, ihre blasse Haut, ihre durch den feuchten Stoff ihrer Bluse schimmernden Brüste. Er merkte, dass er unter seinem Handtuch eine Erektion bekam. Das Handtuch wölbte sich verdächtig. Er verließ das Badezimmer, ging in sein Schlafzimmer und legte sich rücklings auf das Bett, umfasste seinen Penis durch das Handtuch und rieb ihn ein wenig auf und ab. Als er die Augen schloss, wartete die Unbekannte schon darauf, von ihm betrachtet zu werden. Sie hatte in seinen Gedanken nichts weiter an als ihre durchnässte Bluse. Sie sah in wieder mit diesem amüsierten Lächeln an. Daniel streifte das Handtuch ab und sein Penis ragte zu seiner vollen Größe auf. Er war zufrieden mit seinem Teil und wichste ihn gerne. Selbst als er mit Jana zusammen war, onanierte er trotzdem in unregelmäßigen Abständen. Er liebte es, sich lange und ausgiebig seinen Gedanken hinzugeben und dabei sein pulsierendes Glied zu massieren. Manchmal onanierte er mehrere Stunden und hielt seinen Orgasmus immer wieder kurz vorher zurück, nur um dann mit einer gewaltigen Ladung zu kommen. Doch heute merkte er, dass er es nicht so lange schaffen würde. Die Unbekannte in seinen Gedanken machte ihn so an, dass er sich zurückhalten musste um nicht sofort zu kommen. Er zog langsam seine Vorhaut zurück und öffnete ein wenig ein Auge um seine pralle, glänzende Eichel zu betrachten. Wenn sie diesen Zustand hatte, machte sie ihn noch zusätzlich an. Dann fing er an seinen Penis zu wichsen, erst langsam, dann immer schneller. In seinem Kopf berührte er die Unbekannte an ihren Brüsten und ihrer Vagina, die er sich inzwischen schon ganz feucht und glänzend gedacht hatte. Sie wand sich genüsslich unter Daniels Berührungen. Doch auf einmal stieß sie ihn zurück nur um sich gleichzeitig ihrer Bluse zu entledigen und sich auf ihn zu legen. Sie drückte ihm ihre prallen Brüste ins Gesicht und führte sich seinen Penis ein. Daniel stellte sie sich schön eng vor. Da sie aber so feucht war konnte er ohne Probleme in sie eindringen. Sie setzte sich mit ihrem vollen Gewicht auf seinen Penis, so dass dieser ganz in ihr verschwand. Sie entzog seinen gierigen Lippen ihre Nippel und richtete ihren Oberkörper auf und Daniel hatte das Gefühl, wirklich zu spüren, dass sie auf ihm saß. Sie fing an ihn zu reiten. Sie hob ihren Hintern so weit an, dass sein Penis fast aus ihrer feuchten Muschi glitt, doch kurz bevor dies geschah, rammte sie ihren Hintern wieder nach unten. Bei dem dritten oder viertem Stoss, hielt es Daniel nicht mehr aus und aus seinem Penis spritze sein heißes Sperma heraus. Er öffnete die Augen um das Pumpen seines Penis´ zu beobachten, wie er die Ladungen hervorbrachte. Im hohen Bogen spritze er seinen Samen auf seinen eigenen Bauch. Mit einem leichten Stöhnen, wichste er seinen Penis noch ein bisschen und sank dann mit dem Kopf befriedigt auf sein Kissen und fiel in einen tiefen Schlaf. In seinen Träumen durchlebte er die sexuellen Vorstellungen mit der Unbekannten mehrere Male. Als er wieder erwachte, fühlte er sich erholt und voller Tatendrang. Er schaute aus dem Fenster in seinem Schlafzimmer und ihm strahlte eine wunderbare Frühlingssonne entgegen. Er beschloss nochmals in den Park zu gehen. Zwar gab er sich nicht sehr großen Hoffnungen hin, die Unbekannte wieder zu sehen, doch man weiß ja nie. Also duschte er nochmals, zog sich an und stiefelte los.


Auf dem Weg zum Park holte er sich an einem Kiosk sein Frühstück, welches aus einem Croissant und einem Kaffe im Pappbecher bestand. Bevor er ging, kaufte er sich noch eine Tageszeitung und machte sich auf in Richtung des Sees. Es war kurz vor elf Uhr und wie schon vermutet traf er nicht auf die Unbekannte, sondern nur auf ein paar Jogger und eine alte Dame, welche die Enten im See fütterte. Er wollte die Dame erst ansprechen, dass man Enten nicht füttern sollte, ihm viel aber partout nicht mehr ein, warum man das nicht sollte und beschloss, seinen Mund zu halten. Eine Parkbank lud ihn ein, sich ein wenig hinzusetzen und die Sonne zu genießen. Als er eine halbe Stunde auf der Bank saß, wurde ihm langweilig und er beschloss nach Hause zurückzukehren um seinen Kumpel Chris anzurufen und mit ihm den heutigen Abend zu planen. Daniel hatte Lust mal wieder auf die Piste zu gehen und sich ein wenig den Trennungsschmerz „wegzutrinken“ und da war Chris genau der richtige Ansprechpartner.

Jo Daniel, du lebst auch noch?“ Sagte Chris am Telefon, „hab schon von demJana-Dramagehört. Wie gehts dir denn? Ist´s schlimm?“ Daniel erzählte ihm, dass er schon damit fertig werden würde und das ihm ein reiner Männerabend mit Saufgelage entscheidend helfen würde die Sache schneller zu verarbeiten.
Oh, sorry Dan, aber heute sieht das ganz übel aus. Ich muss mit Jackie zu ihren Eltern. Oh Mann, du weißt gar nicht wie gerne ich heute mit dir durchziehen würde, aber Jackie bringt mich um, wenn ich absage.“ Daniel verstand Chris sofort und sagte, obwohl er enttäuscht war, dass er sich in ebensolche Situationen mit Jana befunden hatte und ihn gut verstehen konnte. Sie verabschiedeten sich und verabredeten sich für den nächsten Samstag. Ach egal, dachte er sich, dann mache ich einen Ruhigen und hol mir ein paar DVDs aus der Videothek, außerdem muss ich ja eh noch Lebensmittel holen. Er besorgte sich Zettel und Stift und stellet erst mal vor seinem geistigen Auge einen Einkaufszettel zusammen. Doch als er die Augen schloss um alles noch mal durch zu gehen, erschien ihm wieder das Gesicht der schönen Unbekannten. Er konnte sich nicht auf die Lebensmittel konzentrieren. Mist, dachte er, jetzt habe ich mich anscheinend in eine mir völlig Fremde verliebt, die ich wahrscheinlich nie wieder im Leben sehen werde. Das passt noch zu meinem Glück. Er öffnete die Augen und wollte den Einkaufszettel anfangen, doch als er zum Zettel blickte, sah er etwas Unglaubliches. Er hatte, als seine Augen geschlossen waren, auf dem Zettel ein fast plastisches Portrait der Unbekannten angefertigt. Das hätte ihn wahrscheinlich nicht so erschreckt, wenn er nur annähernd Talent fürs Zeichnen gehabt hätte. Doch bereits in der Schule wurde ihm bestätigt, dass er auf keinen Fall zu dem Kreis der Kreativen gehörte. So war es mehr als verständlich, dass er erstaunt vor der Zeichnung saß und sie sich bis ins Detail ansah. Verrückt, dachte Daniel, einfach nur verrückt. Er fing an zu überlegen ob er die Frau kannte und es nur vergessen hatte aber er konnte sich nicht mal annähernd erinnern, sie jemals vor der Zusammenkunft im Park gesehen zu haben. Er nahm den Zettel mit der Zeichnung vom Block und heftete ihn an seine Pinnwand neben dem Kühlschrank. Noch eine ganze Weile stand er davor und starrte das Bild wie in Trance an. Dann erinnerte er sich an die Sachen, die er vorgehabt hatte und fing nochmals an einen Einkaufszettel zu schreiben, diesmal ohneVision“. Es klappte, er steckte den Zettel in die Hosentasche und beschloss zum großen Einkaufszentrum in die Stadtmitte zu fahren. Er redete sich ein, dass das nichts damit zu tun hatte, das ihm die Geschichte mit der Unbekannten langsam unheimlich wurde und er sich nicht in den Park traute, sondern, dass das Angebot im EKZ einfach größer war.






Im Auto konnte er sich kaum auf den Verkehr konzentrieren, weil er immer wieder über dieses Portrait nachdenken musste. Erleichtert, dass er keinen Unfall auf dem Weg verursacht hatte, ging er ins EKZ und kaufte viel zu viel ein. Er lud sein Auto mit den Einkäufen voll und fuhr zur Videothek. Er parkte seinen Wagen und betrat nach einem kleinen Fußmarsch, die Videothek. Nicht zu lange schauen, nahm er sich vor, denk daran, dass du Tiefkühlsachen im Auto hast. Er betrat die Videothek und schaute sich bei den Neuheiten um. Nachdem er sich für einige anspruchslose Hollywoodactionfilme entschieden hatte, zückte er seine Kundenkarte und wollte gerade zur Kasse gehen, als er plötzlich meinte im Augenwinkel die Unbekannte zu sehen wie sie gerade in der Pornoecke verschwand. Daniels Herz fing aufgeregt an zu pochen. Soll ich hinterher gehen? Was soll ich sagen? Er verwarf alle Bedenken und öffnete die Schwingtür. Sein Verstand sagte ihm, dass es nicht sein könne, was er jetzt sah, doch auch durch ein mehrmaliges Augenschließen ließ sich das Bild das sich im jetzt bot nicht verändern. Da stand sie und sah in an, keine andere Person war in dem Raum. Ihre Haare kleben nass an ihrem blassen Gesicht. Sie trug nur ihre feuchte, durchsichtige Bluse. Daniel konnte ihre Scham genau erkennen, schwarze, zu einem kleinen Dreieck rasierten Haare und ihren Schamhügel. Ihre Brüste hoben und senkten sich bei jedem ihrer Atemzüge. Augen, schwarz wie die Nacht fixierten ihn. Ihren Mund umspielte wieder dieses amüsierte Lächeln. Diesmal war in diesem Lächeln aber noch etwas anderes. Lüsternheit. Leicht versteckte, doch nicht zu übersehende Lüsternheit. Daniel ging auf die Frau zu und fragte: „Wer sind sie?“ Doch statt einer Antwort küsste sie ihn leidenschaftlich. In Daniels Jeans regte sich sofort etwas. Er legte seine Arme um ihre Hüften und sie schmiegte ihren Körper an den seinen. Sie musste etwas von seiner Erektion mitbekommen haben, denn ihr Oberschenkel drückte sich an seinen schwellenden Penis. Die Welt um Daniel herum schien zu verschwimmen und dieses Gefühl wurde noch intensiver als Daniel die Augen schloss. Er sah zuerst farbige Punkte hinter seinen Lidern. Dann formten sich aus den Punkten ein Bild von einem See. Als sie die Lippen von den seinen nahm, waren die Farben und der See sofort verschwunden. Als Daniel die Augen öffnete, rechnete er fest damit, dass seine Unbekannte wieder verschwunden war. Doch sie war noch da und sah ihn nur an. „Wer bist du?“ Hauchte Daniel. „Du machst mich verrückt, ich wüsste so gerne deinen Namen.“ Wieder sagte sie nichts, statt dessen legte sie den Zeigefinger ihrer rechten Hand sanft auf seine Lippen. „Kommst du mit zu mir?“ Fragte Daniel erwartungsvoll, er wollte, nein, er musste sie haben. Noch nie hatte er vorher in seinem Leben ein so großes Bedürfnis verspürt. Sie sagte nichts und legte nur ihre Hand in die seine. Erst jetzt realisierte Daniel wieder, dass er sich in einer Videothek befand und dass er eine halbnackte Frau an der Hand hatte. Wie sollte er sie, ohne ein Aufsehen zu erregen, zu seinem Auto bekommen? Er ließ ihre Hand los, streifte seine Jacke ab und legte sie ihr um die Schultern. Sie schaute ihn nur an und machte keine Anstalten die Jacke abzulehnen. Dann stellte er sich vor sie und fasste nach ihren Händen hinter seinem Rücken. In diesem „Entenmarsch“ begaben sie sich zum Ausgang der Videothek. Daniel entledigte sich noch kurz der DVD-Marken, die er zum holen der Filme benötigt hatte und dann verließen sie den Laden. Zum Glück sprach ihn niemand an oder, noch schlimmer, traf er niemanden den er kannte. So schafften sie es einigermaßen unbemerkt zu seinem Auto. Daniel öffnete ihr die Beifahrertür und sie stieg ohne zu zögern ein. Daniel ging zur Fahrertür, öffnete diese und setzte sich ebenfalls ins Auto. Er sah zu ihr hinüber und sofort fing sein Herz wieder heftig an zu pochen, als ihre Blicke sich trafen. „Du kannst nicht sprechen, was? Willst du wirklich mit zu mir kommen? Ich meine, du kennst mich doch gar nicht und...“ Sie unterbrach ihn indem sie ihn küsste. Also gut, dachte Daniel, dass ist das verrückteste was mir jemals passiert ist aber sie ist mir so unglaublich vertraut. Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, startete er den Motor und fuhr los.



Auf der Fahrt entledigte sich die Unbekannte Daniels Jacke wieder und, wie aus Zufall entblößte sie dabei ihre linke Brust. Daniel konnte nicht anders als sie anzustarren, ihre perfekten Rundungen zu betrachten. Sie merkte es und machte keinerlei Anstalten ihre Brust wieder zu bedecken. Im Gegenteil, sie reckte ihren Körper und dadurch hatte einen noch besseren Blick auf ihre Brust. Daniels Hosen wurden mal wieder zu eng. Er versuchte sich nebenbei noch auf den Verkehr zu konzentrieren und überlegte, ob er nicht einfach irgendwo anhalten sollte um mit ihr zu vögeln, doch er wollte sie in Ruhe und mit Bedacht nehmen. Vielleicht war sie ja auch bei ihm zu Hause ein bisschen gesprächiger. Mit dieser Hoffnung und um sein Tempo zu erhöhen bog er auf die Bundesstrasse. Bei der Geschwindigkeit kann sie auch keiner beobachten, dachte er eifersüchtig. Inzwischen war die kleine Beule in Daniels Hose zu einer stattlichen Erektion herangewachsen, die auch der Unbekannten nicht verborgen blieb. Sofort entstand in ihrem Gesicht wieder dieses amüsierte, lüsterne Lächeln. Doch dieses Mal überwiegte die Lüsternheit. Sie legte Daniel die linke Hand auf das rechte Knie. Daniel wechselte nervöse Blicke von der Strasse auf ihre Hand, auf ihr Gesicht, auf die Strasse, auf ihr Gesicht, auf ihre Hand, die sich nun langsam nach oben schob. Daniel sah, dass sich ihr Brustkorb nun schneller begann zu heben und zu senken. Sie sackte in ihren Sitz, spreizte die Beine und legte die Füße auf die Armaturen. Ihre rechte Hand glitt langsam in Richtung ihrer Vagina, die von der weißen Bluse bedeckt wurde. Ihre linke Hand hatte inzwischen Daniels Eichel erreicht und sie fing an sie leicht durch die Jeans zu kneten. Daniel glaubte, wahnsinnig vor Lust zu werden als sie an seinem Penis herumknetete und ihre Hand ihre Bluse von ihrer Scham wischte. Er hatte einen fantastischen Ausblick auf ihre wunderschöne Muschi und es bereitete ihm immer mehr Mühe, seinen Blick zwischendurch wieder auf die Strasse zu lenken. Ihre Finger spielten mit ihrem Kitzler und sie schloss genüsslich die Augen. Daniel hatte das Gefühl, dass sein Penis gleich platzen würde, denn mit jedem Kneten, mit jeder Bewegung, die sie an sich vollführte wurde mehr Blut in seinen Penis gepumpt. Dann sah sie ihn an, direkt in die Augen. Sie nahm ihre Hand von ihrer Muschi und fing an mit beiden Händen an seinem Hosenstall zu nesteln. Obwohl Daniel so etwas noch nie gemacht hatte, obwohl er Angst hatte, dass er jederzeit einen tödlichen Verkehrsunfall verursachen könnte, ließ er sie fortfahren und lehnte sich sogar zurück um ihr Tun zu erleichtern. Sie öffnete ihm erst den Gürtel und dann machte sie sich am Reißverschluss zu schaffen. Sein Penis, hart und erwartungsvoll, drückte von innen so stark gegen die Jeans, dass er regelrecht heraussprang, als sie ihm den Reißverschluss öffnete und seine Short leicht herunterzog. „Ogottogottogottogott…“, hallte es in Daniels Gedanken. Er war so geil, dass er es nicht erwarten konnte zu erfahren, was sie als nächstes vorhatte. „Was…“, weiter kam er nicht, als er nachfragen wollte, denn sie nahm seinen Penis voller Genuss ganz tief in den Mund. „…ouhhhh…“ vollendete Daniel den Satz und verdrehte genüsslich die Augen. Er versuchte sie zu berühren, doch sanft aber bestimmt schob sie seinen Arm zurück ans Lenkrad, satt dessen legte sie wieder Selbst eine Hand an sich. Sie ließ seinen Penis kurz aus ihrem Mund gleiten, zog mit den Fingern seine Vorhaut bis ganz zurück und umfasste sein Ding mit einer Hand ganz fest am unteren Ende. Dann senkte sie wieder den Kopf und saugte mit einem leichten Stöhnen an seiner Eichel. Daniel glaubte Halluzinationen zu haben als sich Lichtblitze vor seinen Augen auftaten. Aber es war nur die pure Geilheit, die ihm die Sinne verschleierte. Sie saugte und lutsche an seinem Penis, als hätte sie nie etwas anderes gemacht und Daniel merkte, wie sich ihm ein gewaltiger Orgasmus näherte. „Ouuuhhhhmmm…Achtung…hhhh…ich komme gleich…“, stöhnte Daniel und sie reagierte in dem ihre Bewegungen fordernder wurden, ihr Griff fester und ihr stöhnen lauter wurde. Vor Daniels Augen explodierten Lichtblitze als er sich mit einem gewaltigen Orgasmus entlud. Er stöhnte laut auf und pumpte sein Sperma in ihren Mund. Gierig saugte sie es sich direkt in sich hinein und stöhnte als auch sie kam. Daniels Penis wollte gar nicht mehr aufhören zu zucken und der Orgasmus zog sich lange hin. Sie umspielte seine Eichel immer wieder mit der Zunge, so dass sein Penis gar nicht die Chance hatte wieder zu erschlaffen. Doch dann hob sie den Kopf und sah in mit einem befriedigten Lächeln an. Daniel wollte sie küssen, doch sie zog die Stirn kraus und deutete mit einer Hand auf den Verkehr. Daraufhin musste Daniel lachen und sie lachte mit und zum ersten mal konnte er ihre Stimme hören. Es war genau so wie in seinem Traum, sich hatte ein wunderbares, glockenhelles Lachen das ihn noch mehr ansteckte. Auf dem Rest der Fahrt waren sie still, sahen sich aber immer wieder in die Augen und lächelten sich an.

Bei Daniels Wohnung angekommen, öffnete er ihr Gentlemanlike die Beifahrertür. Sie streifte seine Jacke wieder über und im selben „Entenmarsch“ wie zuvor aus der Videothek, begaben sie sich zu Daniels Wohnung. Daniel war noch so durcheinander von dem Erlebnis im Auto, dass er aufgeregt zitternd die Tür öffnete. Er zog seine Namenlose durch das kleine Treppenhaus bis zu seiner Haustür, öffnete auch diese und schloss sie wieder, nachdem sie die Wohnung betreten hatten. „Möchtest du etwas trinken?“ Fragte Daniel nervös, doch sie sah in nur an. Wieder dieses Lächeln, welches ihm den Verstand raubte. Er ging auf sie zu und nahm sie fest in die Arme, seine Hände auf ihren Hüften. So standen sie beide eine Weile da, er verlor sich wieder in ihren Augen und als sie sich küssten und Daniel die Augen schloss, formten sich aus den Farben wieder ein See. Daniel riss die Augen auf und trennte sich von ihren Lippen. „Ich kenne diesen See! Das ist der See im Park!“ Sagte er erstaunt. Gleich darauf kam er sich wie ein Vollidiot vor. Wie sollte sie wissen wovon er sprach? Doch sein Blick in ihr Gesicht, verriet, dass sie ihn nicht für bekloppt hielt. Nein, in ihrem Gesicht verschwand das Lächeln, sich schaute auf einmal so traurig und ernst drein. Bevor Daniel etwas sagen konnte, legte sie ihm zu seiner Verwunderung ihre Hände an die Schläfen und schloss die Augen. Ihm wurde ganz komisch, so als hätte er zu wenig gegessen und sein Kreislauf sich melden würde und er schloss wie automatisch ebenfalls seine Augen. Sogleich sah er wieder die Farben und aus denen bildete sich wieder der See. Doch diesmal passierte noch mehr. Der See löste sich wieder in Farben auf und bildete eine neue Form. Ein Gesicht. Das eines Mannes. Er kam Daniel nicht im geringsten bekannt vor. Doch es bildete sich noch ein anderes Gesicht. Das einer Frau. Je deutlicher die Konturen wurden, desto erschrockener war Daniel. Jana! Dies war Janas Gesicht! Wie konnte das sein? Er wollte die Augen öffnen, doch etwas hinderte ihn daran. Die Farben verschwammen wieder und beide Gesichter verschmolzen zu einem. Zu dem der schönen Namenlosen. Jetzt konnte er die Augen öffnen und... Sie war fort! Daniel sah sich hektisch um, doch wieder war sie spurlos verschwunden. Aber er hatte doch eben noch ihre Hände auf seinen Schläfen gespürt! Wie konnte das sein? Daniels Verstand machte einen Hüpfer und er fiel in Ohnmacht.

Daniel tauchte, nein, er trieb unter Wasser. Er konnte sich nicht bewegen, nur seine Augen schienen zu funktionieren. Er spürte einen Druck auf der Kehle, doch konnte er anscheinend unter Wasser atmen. Nein, er merkte, dass er gar nicht atmen musste! Er sah, wie langes schwarzes Haar vor ihm im Wasser trieb. Es war sein Haar! Er konnte einen Blick auf seinen Körper werfen und sah, dass er mit nichts weiter als einer weißen Bluse bekleidet war. Ihm war kalt. So unendlich kalt. Er fing an im Wasser nach unten zu sinken. Der Grund kam immer näher, bis er schlussendlich am Grund lag und durch die Wasseroberfläche nach oben sah. Er glaubte schemenhaft Gesichter erkennen. Zwei Gesichter. Er versuchte genauer hinzusehen aber es klappte nicht. Plötzlich fühlte er sich ganz leicht und stiegt langsam zur Wasseroberfläche auf. Er stieg noch weiter, über das Wasser hinaus und jetzt sah er zwei Personen. Sie standen am Ufer des Sees im Park und starrten, Arm in Arm, auf die Wasseroberfläche. Es war Jana und ein ihm unbekannter Mann. Er stieg noch weiter auf und als er die Höhe der Baumwipfel erreicht hatte, wurde er in gleißendes Licht gehüllt. Das Licht blendete ihn und er musste die Augen schließen. Selbst durch seine geschlossenen Augenlider wurde er vom Licht geblendet und er konnte auf einmal eine wunderbare Wärme spüren. Doch irgendetwas zerrte an ihm. Er hatte das Gefühl als hätte er Gewichte an den Beinen, die ihn nach unten ziehen würden. Plötzlich verschwand das Licht und er stürzte. Als er erschrocken die Augen öffnete und nach unten sah, sah er den Park mit sich erhöhender Geschwindigkeit näher kommen. Er fiel und fiel und fiel. Er schlug hart auf den Boden auf, doch zu seiner Verwunderung verspürte er nicht den geringsten Schmerz. Er stand auf und sah sich um. Alles um ihn herum war so seltsam verschwommen und dunkel. Und kalt. Die Kälte kroch ihm durch den ganzen Körper. Er sah sich um und fand den Schlafplatz eines Obdachlosen, der gerade nicht anwesend war. Er fand einen Trenchcoat und zog ihn über. Er sah sich nochmals um. Da, direkt am See konnte er eine Person erkennen. Sie umgab ein seltsames Leuchten. Ein vertrautes Gefühl überkam ihn und er bewegte sich in Richtung der Person. Die Person drehte sich um und sah ihn erschrocken an. Die Person war er selbst! Daniel versuchte mit sich Kontakt aufzunehmen, doch seine Kehle fühle sich an, als hätte er noch nie gesprochen. So war das Einzige, ihm zur Verfügung stehende Ausdrucksmittel ein vertrauenserweckendes Lächeln. Welches er sich selbst nun auch schenkte. Plötzlich fuhr ein Blitz in einen Baum hinter sein Abbild.

Daniel erwachte auf dem Boden seines Flurs. Er fuhr sich mit einer Hand über den schmerzenden Hinterkopf und ertastete eine zähe, dickflüssige Masse. Als er seine Hand betrachtete, sah er Blut daran. Er musste, als er ohnmächtig geworden war, hart mit dem Hinterkopf aufgeschlagen sein. Er richtete sich auf und ein dumpfer Schmerz im Kopf bestätigte seine Annahme. Er stand auf und ging ins Badezimmer. Als er den Wasserhahn aufdrehte und sein Spiegelbild betrachtete, erinnerte er sich an denTraumin seiner Ohnmacht. „Was hat das alles zu bedeuten?“ Fragte er sein Spiegelbild, doch er erhielt, wie erwartet, keine Antwort. Es sah nur genau so fragend aus dem Spiegel zurück. Daniel wusch das Blut von seinem Hinterkopf und nahm einen kleinen Spiegel zur Hand. Er betrachtete seinen Hinterkopf. Zum Glück war nur eine kleine Platzwunde zu erkennen, die aufgehört hatte zu bluten. Er holte ein Fläschchen Jod aus seinem Medizinschrank neben dem Spiegel und wollte sich gerade daran machen das Jod mit einem Wattebäuschen aufzutragen, als er ein Geräusch aus Richtung seines Schlafzimmers hörte. Vor Schreck wäre ihm fast das Fläschchen aus der Hand gefallen, doch er konnte es gerade noch halten. Er stellte das Fläschchen auf den Rand des Waschbeckens und versuchte dabei so wenig Geräusche wie möglich zu machen. Er entledigte sich des Wattebäuschchens und ging langsam, vorsichtig in Richtung seines Schlafzimmers. Die Tür war einen Spalt offen und er konnte eine männliche Gestalt von hinten erkennen. Es schien, als würde die Gestalt etwas suchen, denn sie öffnete wahllos Schubladen, wühlte darin herum und öffnete dann die Nächste. Daniel vermutete natürlich einen Einbrecher und sah sich nach einer Waffe um. Er entdeckte einen Gehstock im Regenschirmhalter und holte diesen möglichst geräuschlos heraus. Er nahm den Stock, den er von seinem Großvater nach dessen Tod vererbt bekommen hatte, in beide Hände und während er langsam sein Schlafzimmer betrat, setzte er mit dem Stock zum Schlag an in dem er ihn hoch über den Kopf hob. Die Gestalt fühlte sich anscheinend unbeobachtet und stand immer noch mit dem Rücken zu Daniel an den Schubladen. Daniel überlegte aufgeregt, ob er gleich zuschlagen sollte oder erst eine Warnung abgeben sollte. Er entschied sich für ersteres, da er dem Einbrecher keine Chance geben wollte, ihn anzugreifen. Daniel ließ den Stock auf den Rücken des Mannes krachen. Dieser vollführte eine halbe Drehung in seine Richtung und sank zu Boden. Daniel bekam Panik, dass er den Mann umgebracht hatte und so fühlte den Puls des Mannes, der nun mit dem Gesicht auf seinem Teppich lag. Gut. Er hatte Puls. Erleichtert atmete Daniel auf. Erst jetzt fragte er sich, was er sich dabei gedacht hatte, den Mann niederzuschlagen, war aber froh, dass er es getan hatte. Er überlegte ob er sofort die Polizei rufen sollte, entschied sich aber dafür den Mann irgendwie festzusetzen. Zu groß war Daniels Angst, dass der Mann sich während des Telefongespräches auf ihn stürzen würde. Er drehte den Mann auf den Rücken und erschrak, als er dessen Gesicht sah. Es war der Mann aus seinem Traum! Der Mann der mit Jana zusammen am Seeufer gestanden hatte. Daniel beschlich der Verdacht, dass dieser Mann der Grund für Janas Trennung von Daniel gewesen war. Daniel zog dem Mann seine extravagante Stoffjacke aus und riss sie in Streifen. Er wagte es nicht, denn Mann alleine zu lassen und in der Wohnung nach einem Seil oder ähnlichem zu suchen. So band er dem Mann die Arme an den Handgelenken und die Beine an den Knöcheln zusammen. Den Gedanken, die Polizei zu rufen, verwarf Daniel in dem Moment als er das Gesicht des Mannes gesehen hatte. Er wollte antworten! Er wollte wissen was hier gespielt wird und wie die schöne Unbekannte in alles passte. Daniel ging ins Badezimmer und durchnässte ein Handtuch im Waschbecken. Mit diesem Handtuch ging er zurück zu dem am Boden liegenden, gefesselten Mann und legte ihm das Tuch über das Gesicht. Wunderbar, dachte Daniel, so kann er nichts sehen und wird vielleicht vor Angst alle meine Fragen beantworten, wenn er erwacht. Ein Stöhnen aus dem Mund des Mannes, verriet Daniel, dass er aufwachte. Daniel entschloss sich, erst einmal nichts zu sagen. „Verdammt, was ist hier los?“, Drang es etwas undeutlich aus dem Mund des Mannes, teils, weil er eben erwacht war, teils, weil das Handtuch auch seinen Mund bedeckte. Der Mann wand sich in den Fesseln und Daniel griff wieder zu dem Gehstock, nur um sicher zu gehen. Aber die Fesseln hielten und der Mann wurde lauter: „Was zur Hölle ist hier los??? Hallo? Ist da jemand?“ „Ja...“, sagte Daniel. Mehr nicht, um den Mann zu verunsichern. „Wer sind sie?“ Fragte der Mann mit einem gewissen Grad Angst in der Stimme. Gut, dachte Daniel, er hat Angst. „Ich stelle hier die Fragen.“ „Oh... okay... nur bitte tun sie mir nichts! Bitte!“ „Den Namen“, sagte Daniel, der sich cool wie Bruce Willis in einemStirb LangsamFilm vorkam. „Okay. Mein Name ist Nick, Nick Nante“, wobei er den Nachnamen französisch aussprach. Ah ja, dachte Daniel, Nick. Es ist also der neue Freund von Jana. Eine Mischung aus Eifersucht, Hass und Macht überkam Daniel. „Was haben sie hier zu suchen?“, Herrschte Daniel den Mann an. „Daniel, Daniel sind sie das?“ Fragte der Mann vorsichtig. „Wen haben sie sonst in meiner Wohnung erwartet? Wie zur Hölle sind sie hier reingekommen? Und: Was haben sie hier zu suchen?“, Schrie Daniel schon fast. „Ich... Jana hat mir den Schlüssel gegeben. Ich sollte etwas für sie holen.“ „Ach“, sagte Daniel überheblich, „und jetzt sagen sie mir bitte, warum ich ihnen das glauben soll. Jana gibt ihnen meinen Schlüssel um bei ihrem Exfreund in die Wohnung zu gehen und etwas zu holen? Warum, warum sollte sie das nicht selbst erledigen???“ Daniel wurde immer zorniger und unterdrückte das Bedürfnis, den Mann am Boden ins Gesicht zuschlagen. „Daniel, hören sie zu“, der Mann versuchte einen ruhigen Tonfall, trotz der Angst, anzuschlagen, „Jana liegt im Krankenhaus. Sie wurde von einem Irren von der Strasse gedrängt, als sie heute auf der Bundesstrasse unterwegs war. Hören sie, sie kämpft mit dem Tod! Sie sagte, kurz bevor sie das Bewusstsein verlor, dass sie unbedingt ihre Halskette haben will, die bei ihnen liegen soll. Ich habe mir ihr Schlüsselbund genommen und bin so schnell wie möglich hier her gekommen. Verstehen sie mich doch... ich liebe Jana und würde alles für sie tun.“ Daniel schluckte. „Ist das wahr, was sie mir da erzählen?“ sagte er mit einem bei weitem weniger bedrohlichen Tonfall und zog dem Mann das nasse Handtuch vom Kopf. „Ja. Ja! So glauben sie mir doch.“ Versicherte er. „Warum weiß ich dann so überhaupt nichts von einer Halskette?“ Sagte Daniel wieder gefasster. „Ich meine, ich sollte doch davon wissen oder? Hat sie die Kette beschrieben?“ „Ja! Sie sagte es wäre eine goldene Kette, die sie von ihrer Großmutter bekommen hat.“ Daniel wusste von dieser Kette. Jana hatte ihm einmal von der Kette erzählt. Aber gesehen hatte er diese Kette nie. Er fragte sich ob...“Wagen sie es nicht sich zu bewegen“, sagte Daniel als er dem Mann den Rücken zudrehte und in Richtung seiner Schubladen sah. Er hatte Jana einmal erzählt, dass er sich ein Geheimfach in einer der Schubladen gebastelt hatte um Wertsachen darin zu verstauen. Sie hatten beide herzlich gelacht, als Daniel dann sagte, dass er aber, nach dem er das Fach gebaut hatte, merkte, dass er gar keine so wichtigen, wertvollen Sachen hatte um sie darin zu verstauen. Also hatte Daniel dieses Fach gebaut und nie wieder einen Gedanken daran verschwendet. Jetzt allerdings erregte dieses Fach Daniels Aufmerksamkeit. Er öffnete die richtige Schublade und stellte sich so zwischen Nick und die Lade, dass Nick nicht sehen konnte was er da tat. Daniel hebelte den Boden der Schublade auf und tatsächlich fand er darin eine goldene, wertvoll aussehende Kette. Warum hatte Jana ihm nichts davon gesagt? Und warum hatte sie die Kette nicht mitgenommen, als sie ihre anderen Sachen abholte? Daniel nahm die Kette vom Boden der Schublade und drehet sich zu Nick. „Ich habe die Kette gefunden.“ „Dann binden sie mich bitte los, damit ich sie Jana bringen kann. Bitte!“ Flehte Nick. „Nicht so schnell Monsieur Nante“, sagte Daniel verächtlich. Der Kerl sprach dialektfrei Deutsch also ging Daniel davon aus, dass er einen Künstlernamen angenommen hatte. „Ich habe da ein paar Fragen an sie. Und ich warne sie, wenn ich merke, dass sie die Unwahrheit sagen, rufe ich schneller die Polizei als sie Künstlerfreiheit sagen können!“ „Also gut, ich weiß zwar nicht, was sie noch hören wollen aber fragen sie.“ „Kennen sie eine Frau mit dunklen, langen Haaren, dunklen Augen und mit nichts als einer weißen Bluse an?“, Sagte Daniel. „Jetzt ist es raus,“ dachte Daniel. „Jetzt entscheidet sich, ob ich verrückt bin oder nicht.“ Nicks Gesicht nahm eine vornehme Leichenblässe an und seine Mundwinkel fingen leicht an zu zucken. „Aha“, dachte Daniel. „Er kennt sie!“ „Nun?“, Drängte Daniel. „Claire...“, flüsterte Nick und murmelte etwas in Französisch. „Oha, er ist doch ein Franzose,“ dachte Daniel. „Wohl doch kein Künstlername. Und er kennt sie!“ „Laut und auf Deutsch, Monsieur Nante!“ „Claire, woher wissen sie von Claire?“ Fragte Nick und schaute Daniel direkt in die Augen. „Nun, sagen wir, ich habe sie getroffen. Aber schon vergessen? Ich stelle hier die Fragen! Also: Wer ist die Frau die mich seit Tagen beschäftigt?“ Daniel wollte nicht zu viel verraten. „Das ist absurd! Claire ist tot! Seit über einem Monat! Sie wollen mich testen, stimmts?“ Auf der Stirn des Franzosen bildete sich ein Schweißfilm und er sprach mit zittriger Stimme. „Binden sie mich los, sonst zeige ich sie an wegen Freiheitsberaubung!!!“ Jetzt musste Daniel laut auflachen. „Sie wollen mich anzeigen? Wissen sie überhaupt in welcher Situation sie sich gerade befinden? Sie sind ohne meine Erlaubnis in meine Wohnung eingedrungen. Sie durchwühlen meine Schränke. Und sie wollen mich Anzeigen? Ein Anruf bei der Polizei und sie sind erledigt. So sieht es aus. Machen sie mich nicht noch wütender als ich jetzt schon bin, sondern fangen sie an zu reden.“ „Also gut, sie meinen also ernsthaft, dass sie mit Claire in den letzten Tagen Kontakt hatten? Das kann nicht sein! Claire ist vor über einem Monat ertrunken. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen! Sie war meine Freundin, bevor ich Jana kennen lernte...“ „Moment mal, sagten sie eben, sie sei ertrunken? Wo?“
In dem See...“ fing Nick an. „...im Park hier in der Nähe.“ Beendete Daniel den Satz. Nick sah Daniel erstaunt an. „Woher wissen sie...“ „Ich habe es gesehen!“ unterbrach Daniel abermals. „Jana war auch da und sie beide standen am Ufer und haben ihr beim Untergehen zugesehen!“ „Aber es war niemand da! Sie können es nicht gesehen haben!“ „Sie hat es mir gezeigt.“ „Wer?“ „Claire.“ Daniel dachte Nick könnte nicht blasser werden. Er hatte sich getäuscht. „Sie hat es ihnen gezeigt? Was haben sie noch gesehen?“ Daniel wurde vorsichtig. „Sie hat mir viel gezeigt, vielleicht fangen sie jetzt endlich mal an zu reden!“
Also gut, ich habe wohl keine andere Wahl.“ Daniel kam ein verrückter Gedanke. „Moment noch, wann genau ist Jana verunglückt? Um welche Uhrzeit?“ Verwirrt blickte Nick ihn an. “Heute vormittag. Warten sie, wie spät ist es?“ Daniel blicke zu seinem Radiowecker. „Es ist 15:17 Uhr.“ Der Franzose überlegte und sagte dann: „Es muss so gegen 11:00 Uhr gewesen sein. Wieso?“ Daniel überlegte kurz und erschrak. Das war exakt die Uhrzeit in der er die Bundestrasse benutzt hatte als er mit Claire... Nein, dass konnte nicht sein, war er der Irre, der den Unfall verursacht hatte? Aber er konnte sich an keinen Unfall erinnern. Aber bei genauerer Betrachtung, konnte er sich nicht mal an Autos um sich herum erinnern. Daniel konnte es nicht fassen. „Egal.“, Sagte er gedankenverloren. „Fangen sie an über Claire zu reden.“ „Also gut. Claire und ich waren zusammen. Drei Jahre. Drei verdammte Jahre.“ Nick schien in seine Gedanken abzuschweifen. „Ich hatte mich Hals über Kopf in sie verliebt. Ha, ich hatte sie in genau an dem See im Park kennen gelernt in dem sie starb. Ich erinnere, als wäre es gestern. Es regnete. Ich stand am See und beobachtete die Tropfen, wie sie aufs Wasser aufschlugen...“ „Dann drehten sie sich um und sie stand da.“ Daniel verstand langsam. „Sagen sie nicht, das hat sie ihnen auch gezeigt?“ Fragte der Franzose spöttisch. „Sie hatte einen Trenchcoat an. Darunter eine weiße Bluse.“ Sagte Daniel nur trocken. Nick schluckte und senkte den Kopf. „Sie wissen es, nicht wahr?“ sagte er, jetzt alles andere als spöttisch, sondern eher schuldbewusst und sah Daniel in die Augen. Daniel wagte einen Schuss ins Blaue: „Sie haben sie umgebracht, nicht wahr?“ „Ja... ich bereue es zu tiefst aber ich habe sie umgebracht. Ich habe sie nicht mehr ertragen. Sie hat sich so fest an mich geklammert. Als ich Jana kennen lernte, war ich so unglaublich verliebt. Claire wollte nicht loslassen. Sie drohte mir, mein Leben zu zerstören. Sie drohte, meine Kunstwerke zu zerstören. Ich wurde wütend. Sie beteuerte, dass sie mich liebte und das sie alles tun würde. Sie sagte, dass es mir doch auch gefallen würde, mit ihr Sex zu haben. Wissen sie, sie war ganz unglaublich im Bett. Aber die Gefühle waren nicht mehr da. Ich versuchte ihr zu erklären, dass eine Beziehung nicht nur auf körperlichen Bedürfnissen beruhen konnte. Sie fing an zu weinen, klammerte sich an mir fest. Ich weiß noch genau wie sehr mir ihre Liebe zu viel wurde. Ich konnte sie nicht mehr ertragen. Als sie aufhörte zu weinen, fing sie an mich zu verfluchen. Sie packte wahllos ihre Sachen in einen Koffer und wollte die Wohnung verlassen. Ich konnte sie, mit dem Wissen, was sie hatte, nicht gehen lassen. Sie wusste, dass ich nie selber Bilder gemalt hatte. Sie wusste, dass ich kleinen Künstlern Geld dafür gab, dass sie Kunstwerke anfertigten, die ich dann als meine eigenen anpreisen konnte. Ich habe damit sehr viel Erfolg müssen sie wissen. Dadurch, dass viele Künstler an einem Bild arbeiteten, ergab sich ein unnachahmlicher Stil, den die Kritiker liebten. Und ich wollte frei sein. Frei für Jana. Ich durfte Claire nicht gehen lassen. Gerade als sie die Wohnungstür öffnen wollte, packte ich sie von hinten am Hals und würgte sie. Ich würgte sie, bis sie zusammenbrach. Ich dachte ich hätte sie getötet und ich war außer mir, wusste nicht was ich tun sollte. Ich rief Jana an. Sie wusste von Claire und sie wusste, dass Claire mich nicht loslassen wollte. Verstehen sie, Jana liebt mich wirklich. Sie kam vorbei und zusammen überlegten wir, was wir machen sollen.“ „Sie Schwein, sie verdammtes Franzosenschwein! Sie haben Jana da mit reingezogen!“ Schäumte Daniel auf vor Wut. „Das hört sich für sie jetzt bestimmt merkwürdig an aber Jana schien mit der Situation besser klar zu kommen als ich.“ fuhr der Franzose fort. „Ich wollte mich schon der Polizei stellen. Aber Jana sagte, wir würden das auch so hinbekommen, ohne dass ich ins Gefängnis müsste. Sie beseitigte alle Spuren von Claire aus meiner Wohnung und hinterließ statt dessen überall ihre Spuren. Ich sollte sagen, wenn mich jemand auf das Verschwinden von Claire ansprechen sollte, dass Claire mich schon lange verlassen hatte. Als Zeugin würde Jana aussagen. Jetzt kommt aber das wahrscheinlich Härteste für sie, Daniel. Wer konnte uns als Einziger bei unserem Plan gefährlich werden? Wer konnte bezeugen, dass Jana nicht schon vor einem Monat bei mir eingezogen ist?“ „Ich,“ sagte Daniel mit einer Gänsehaut. „sie wohnte noch bei mir.“ „Exakt! Und soll ich ihnen noch etwas sagen?“ „Was?“ „Die Geschichte mit Janas Unfall war nicht gelogen, doch der Grund warum ich hier bin, ist nicht nur die Kette. Ich bin hier...“ In diesem Moment fuhr Nicks rechte Hand nach vorne und versetze Daniel einen Hieb, direkt auf die Nase. Der letzte Gedanke den Daniel hatte war: „Verflucht! Ich habe nicht auf seine Hände geachtet während er sprach.“ Und das Letzte was Daniel hörte, war die Ergänzung des Satzes von Nick: „...um dich zu beseitigen, du deutsches Arschloch.“ Dann verlor Daniel das Bewusstsein.








Daniel erwachte. Sein Mund war trocken. Wahrscheinlich hatte Nick ihm die Nase gebrochen und durch das Blut wurde sie verstopft. Als er die Augen öffnete überkam ihn Panik. Er dachte, Nick hätte ihn geblendet, doch er merkte, durch den Druck den er über den Augen und am Kopf empfand, dass man ihm die Augen verbunden hatte. Er versuchte die Binde zu entfernen, doch seine Arme waren gefesselt. Auch seine Beine waren gefesselt merkte er als er diese bewegen wollte. „Scheiße,“ verfluchte sich Daniel in Gedankenwie konnte ich nur so blöd sein? Nick hat sich befreit während ich den Superbullen gespielt habe.“ Noch mehr nagte an ihm, dass Nick ihn mit nur einem Schlag bewusstlos geschlagen hatte. „Hallo?“, Rief er mit kratziger Stimme. „Nick? Jana? Seid ihr da?“ Daniel lauschte. Er konnte nur das Tropfen von Wasser auf Metall hören und das Echo seiner eigenen Stimme. Er setze erneut an, diesmal lauter (und verzweifelter): „Hallo? Hilfe! Kann mich jemand hören???“ Er überlegte. Daniel meinte mal im Fernsehen gesehen zu haben, dass man nichtHilfe’, sondernFeuerrufen soll, wenn man in Gefahr ist. Doch das kam ihm jetzt, selbst in dieser beängstigten Situation albern vor. „Sie haben mich nicht umgebracht.“ Stellte Daniel verwundert aber erleichtert fest. Nie hätte er Jana das Alles zugetraut. Seine Zuneigung ihr gegenüber, hatte sich in eine kräftige Abneigung gewandelt. Ja, sogar in einen saftigen Hass. Er versuchte sich an all die Filme zu erinnern, in denen die Hauptdarsteller sich in so einer Situation befanden und mühelos entkamen. Doch dies war kein Film und auch keine Fernsehserie. Dies war die Realität. Er zog an seinen Fesseln und versuchte sich herauszuwinden, doch erfolglos. Nick war nicht so nachlässig mit seinen Fesseln wie Daniel. Vielleicht bevorzugte Jana ihn deswegen? Stand sie vielleicht auf Fesselspielchen und hatte Daniel nie davon erzählt? Bei dem Gedanken musste Daniel Grinsen. Doch das Grinsen wich schnell aus seinem Gesicht als er ein Geräusch hörte. Es klang, als würde jemand auf ihn zugehen. War derjenige die ganze Zeit da gewesen und hatte nur darauf gewartet, dass Daniel zu sich kam? Daniel drehte seinen Kopf in die Richtung des Geräusches. Es kam tatsächlich näher. „Wer ist da?“ Rief Daniel mutig. Keine Antwort. Jetzt konnte Daniel die Geräusche definitiv als Schritte identifizieren. „Wer zum Teufel ist da???“ Daniel begann wütend zu werden. Die Schritte kamen näher. Daniels Herz begann wie wild an zu pochen. Warum sagte die Person nichts? Die Schritte waren nun direkt vor ihm. „Bitte... tun sie mir nichts...“ Versuchte er es nun mit Wimmern. Als eine Hand ihn am Kopf berührte, zuckte Daniel so heftig zurück, dass er seinen Kopf an einem harten Gegenstand hinter sich stieß. Das erinnerte Daniel sofort wieder an seine Platzwunde. Silbrige Blitze funkelten vor seinen Augen vor Schmerz. Eine kühle Hand legte sich auf seine Stirn. Dann wurde die Binde von seinen Augen genommen. Da es in dem Raum nicht sehr hell war, gewöhnten sich seine Augen schnell an die Umstellung. Er sah Claire ins besorgte Gesicht. „Du...“ flüsterte Daniel. „Kannst du mir die Fesseln abmachen?“ Sagte Daniel und lenkte ihren Blick auf seine Hände. Sie nestelte einen Augenblick an dem festen Strick, der seine Handgelenke zusammenhielt, dann lockerte sie den Knoten langsam und schließlich waren seine Hände frei. Während Daniel seine Handgelenke rieb machte sich Claire an den Fußfesseln zu schaffen. „Claire!“ Sagte Daniel plötzlich. “Dein Name ist Claire!“ Claire drehte ihm den Kopf zu und musterte sein Gesicht. Sie hielt ihm eine Hand an die Schläfe. Daniel spürte ein leichtes Kribbeln unter der Haut und als Claire ihre Hand wieder zurückzog machte sich so etwas wie Erleichterung in ihrem Gesicht breit. Sie legte den Kopf nach hinten, so dass Daniel freien Blick auf ihre Kehle hatte. Daniel fragte sich, warum ihm die Würgemale vorher nicht aufgefallen waren, die er jetzt eindeutig sah. Und als er ihr wieder ins Gesicht schaute und ihre Blässe betrachtete, wunderte er sich auch, warum er diese Leichenblässe als normal abgetan hatte.





„Claire, ich habe Fragen. Bitte beantworte sie mit einem Kopfschütteln odernicken.“ Claire nickte. „Du bist tot nicht wahr?“ Claire konnte sich erst nicht recht entscheiden, nickte dann aber. „Und Nick hat dich umgebracht?“ In ihrem Gesicht spiegelte Verwirrung wieder und sie schüttelte heftig den Kopf. Sie griff sich an die Brüste. „Ähm...“ Sagte Daniel verwirrt. Claire malte mit einem Finger einen Frauenkörper in den staubigen Boden. „Eine Frau?“ Claire nickte. „Jana? Jana hat dich umgebracht???“ Claire nickte. Dann wischte sie mit einer Hand über den Frauenkörper, so dass dieser unkenntlich wurde. „Jana ist weg?“ Claire legte den Kopf schief und malte ein Kirchenkreuz in den Staub. „Sie ist tot?“ Claire nickte. „Sie hat den Unfall nicht überstanden. Sag mir Claire, war ich, waren wir schuld an dem Unfall? Als wir...“ Claire senkte den Kopf und starrte in den Staub. Dann hob sie ihn wieder und sah Daniel direkt in die Augen. Tränen standen in ihren Augen. „Du hast mich benutzt um Jana zu töten, nicht wahr? Du hast mich die ganze Zeit nur benutzt.“ Daniel war fassungslos. Claire aber schüttelte heftig den Kopf und legte eine Hand auf ihre rechte Brust, da wo ihr Herz war und führte sie dann zu Daniels Brust, da wo sein Herz war. Als Daniel immer noch unsicher schaute, malte sie „Jet aimeauf den Boden. Daniels Blick erhellte sich. „Du liebst mich?“ Heftig nickte sie mit dem Kopf. Daniel war schlicht gesagt baff. „Wie kann das sein du bist tot!“ Spie Daniel ihr, härter als gewollt, entgegen. Sofort füllten sich Claires Augen mit Tränen und sie schluchzte lautlos. „Oh Claire, Entschuldigung!“ Daniel schloss sie in die Arme. „Ich bin bloß mit dem Gedanken, dass ich von einer Toten geliebt werde, schlichtweg überfordert. Weißt du, seit ich dich zum ersten mal sah, bin ich verrückt nach dir. Ich habe mich sofort in dich verliebt. Ich dachte du hättest mich nur benutzt um deine Rache zu vollziehen. Ich weiß nicht mehr was ich glauben soll. Eine Tote nimmt Kontakt zu mir auf. Kannst du mich wenigstens ein bisschen verstehen, dass ich mit der Situation nicht klar komme?“ Claire blicke ihm in die Augen und er verstand sie auch ohne Worte: Sie war genauso verwirrt wie er und hilflos. Daniel wurde plötzlich bewusst, dass sie hier unbedingt raus mussten, als die Tür zu dem Alten Keller, in dem sie sich befanden, mit einem knallenden Geräusch aufschlug. Nick stand im Rahmen. „Tu Bastard!“ Schrie er in Französisch. „Du verdammter Bastard! Ich töte dich!“ Fuhr er fort in Deutsch. „Du hast Jana getötet, du verfluchter Hund!“ Spie er Daniel entgegen und rannte auf ihn los. Nick schien Claire gar nicht zu bemerken. Möglicherweise konnte er sie gar nicht sehen? Daniel, der sich gerade noch von den Resten seiner Fußfesseln befreien konnte, bevor Nick bei ihm ankam, sprang auf und stellte sich dem tobenden Franzosen entgegen. „Warten Sie!“ Schrie Daniel. „Hier ist jemand, der ihnenHallosagen möchte.“ Nick schien die Worte zu ignorieren und erhob die Fäuste zum Kampf. Claire, die direkt neben Daniel stand schaute zu Daniel, dann zu Nick und wieder zurück zu Daniel, verunsichert was sie tun sollte. „Halt ihn auf.“ Flüsterte Daniel ihr zu. Nick holte aus und seine Faust hätte Daniel wieder große Schmerzen bereitet, wenn sie nicht kurz vor Daniels Gesicht zum Stillstand gekommen wäre. Claire hatte die Faust abgefangen. Doch nicht so, wie Daniel es gehofft hatte. Sie hatte sich einfach zwischen Nick und Daniel gestellt und so traf sie der Schlag am Kopf. Ihr Kopf flog zurück, doch gleich darauf kam er wieder hoch. Sie hatte keinerlei Verletzungen. „Sie ist ja auch tot! Sie kann körperlich nicht verletzt werden.“ Dachte Daniel. Verdutzt, dass er nicht getroffen hatte, holte Nick zum zweiten Schlag aus. Doch bevor er ihn ausführen konnte, hatte Daniel ihm schon mit voller Wucht einen Schlag ins Gesicht verpasst. Der Franzose verlor das Gleichgewicht und stürzte nach hinten. Claire packte ihn, zog ihn zu Boden und setzte sich auf seinen Oberkörper. Sie holte aus und schlug ihm ein paar Mal mit voller Wucht ins Gesicht. Daniel hörte wie Gesichtsknochen brachen und wie Zähne splitterten, während er Claire an den Schultern packte und sie stoppte. „Hör auf Claire. Hör auf!“ Schrie Daniel. Claire ließ nicht nur widerspenstig von Nick wegzerren. Dann hörte sie aber auf zuzuschlagen und sank lautlos schluchzend in Daniels Arme. Über ihre Schulter hinweg konnte Daniel den Franzosen sehen. Er war kein schöner Anblick. Sein Gesicht war blutüberströmt und es sah so aus als hätte sich ein Zahn oder Knochen durch seine Wange gebohrt. Aber er lebte noch. Sein Brustkorb hob und senkte sich schnell. Durch das schnelle Atmen spie er bei jedem Atemzug Blut aus. Er hustete. Daniel löste sich aus Claires Umarmung und bückte sich zu dem Franzosen. „Nick! Nick, können sie mich hören?“ Nick öffnete das einigermaßen heil gebliebene Auge und sah Daniel an. „Merde...“ schäumte es blubbernd aus Nicks Mund. „Was zur Hölle war das?“ „Nicht was, Monsieur, wer!“ Sagte Daniel. „Claire...“ hauchte Nick. „Ja, Nick, Claire. Und wie es aussieht ist sie nicht besonders gut auf sie zu sprechen. Wollen sie mich immer noch umbringen oder können wir das jetzt wie vernünftige Menschen regeln?“ „Jana ist tot! Sie ist tot du verdammter Wichser! Die Polizei hat das Kennzeichen des Irren. Das warst du! Du hast sie umgebracht und dafür wirst du büßen.“ Mit diesen Worten versuchte der Franzose aufzurichten und nach Daniel zu greifen, doch ein für ihn unsichtbarer Fuß drückte ihn an der Schulter zurück auf den Boden. „Machen sie sich keine Mühe Nick. Ich gebe zu, dass ich anscheinend mit verantwortlich für Janas Ableben bin aber sie hat ja anscheinend Claire getötet! Was ist passiert? Ich will jetzt endlich die ganze Scheißgeschichte hören. Legen sie los! Und kommen sie nicht auf dumme Ideen, sie wissen das ich Hilfe aus dem Geisterreich habe. Sorry Claire für den Ausdruck.“ Daniel war schon wieder in seine Bruce Willis verfallen. „Los! Reden sie!“ „Warum erzählt ihnen ihr hilfreicher Geist nicht...“ Ein beherzter Tritt von Claire in seine Weichteile, ließ den witzelnden Nick sofort verstummen. Daniel krümmte sich ein wenig bei dem Anblick, riss sich jedoch schnell wieder zusammen. „Nun Franzmann, noch eine Partie Billard? Oder erzählen sie jetzt?“ Mit gedrungener, Stimme begann Nick zu erzählen: „Nachdem ich Claire würgte, fiel sie, wie schon gesagt, um und ich war der festen Überzeugung, dass ich sie getötet hatte. Und zusammen mit Jana habe ich sie dann in eine große Leinwand eingewickelt und in den Kofferraum meines Wagens verfrachtet. Wir gingen zurück in meine Wohnung und warteten die Nacht ab. Dann fuhren wir zum Park und schleppten, die immer noch regungslose Claire, zum See. Als ich sie aus der Leinwand rollte und sie ins Wasser werfen wollte, wohl durch den frischen Sauerstoff, kam sie zu sich, schrie und schlug um sich. Ich war, Claire wenn du hier tatsächlich irgendwo bist und dies kein Trick ist, musst du mir das glauben, froh dass sie nicht tot war. Ich bin kein kaltblütiger Mörder! Ich bin zwar ein Betrüger aber kein Mörder! Glauben sie mir!“ „Weitersagte Daniel nur. „Ja, schon gut. Ich wollte mich gerade um Claire kümmern, als Jana die noch immer hysterische Claire einfach in den Fluss stieß. Claire rollte den kleinen Abhang runter und fiel kopfüber ins Wasser. Ich rannte hinterher und wollte sie packen, doch sie trieb vom Ufer ab und sank dann wie ein Stein zum Grund des Sees. Jana zeigte keinerlei Gefühle, sagte mir sogar noch, dass es so besser wäre. Sie hat dafür büßen müssen, dafür hast du gesorgt, nicht wahr Claire?“ Daniel sah Claire an. Während Nick sprach, hatte sie die ganze Zeit auf den Boden gestarrt, doch jetzt hob sie den Kopf an und nickte. „Aber glaub mir Claire, ich wollte es nicht. Bitte bestraf mich nicht. Ich werde mich der Polizei stellen und ihnen alles erzählen, nur bitte, lass mir mein Leben.“ Claire ging auf Nick zu und legte ihre Hände auf seine Schläfen. „Was ist das, nein...“ begann Nick, doch dann verstummte er abrupt und starrte ins Leere. Daniel wusste, was Nick erwartete: Die Bilder von Claires Tod aus ihrer Sicht, doch Daniel war verunsichert, was Claire damit bezweckte. Wollte sie ihm ihre Qualen zeigen um ihn danach zu töten oder sollten die Qualen seine Bestrafung sein? Daniel fiel nichts anderes ein als abzuwarten. Claire nahm langsam die Hände von Nicks Schläfen, doch der glasige Blick wich nicht aus seinem Gesicht. Sie stand da und sah Nick fast mitleidig an. „Nick?“ Fragte Daniel. „Nick, können sie mich hören?“ Doch statt einer Antwort, fing Nick an die Augen zu verdrehen und zu sabbern. Daniel wusste nun, was Nicks Bestrafung war: Der Wahnsinn. Wahrscheinlich hatte Daniel deswegen immer nur bröckchenweise die Informationen von Claire bekommen. Hätte auch er dievolle Dosisbekommen, wäre er wahrscheinlich durchgedreht. Wortlos nahm Daniel Claires Hand und während sie auf die Tür des Lagerraumes zugingen, verlor Claires Körper immer mehr an Substanz. Als Daniel die Tür durchschritt, hatte sie sich fast ganz aufgelöst. In Daniels Augen standen Tränen. „Jetzt hast du mich also auch verlassen.“ In seinem Kopf hörte er Claire zum ersten und letzen mal sprechen: „Jet aime...“ Dann war Claire von dieser Welt verschwunden. Daniel fuhr nach Hause, legte sich auf sein Bett und begann von seiner schönen Unbekannten zu träumen.

Als ihn die Polizei zu den Ereignissen auf der Bundesautobahn befragen wollte mussten sie seine Haustür gewaltsam aufbrechen. Als sie ihn mit aufgeschnittenen Pulsadern in seiner Badewanne fand, fragten sie sich, warum er ein selbstgezeichnetes Portrait einer Vermissten fest umklammert hielt und warum dieses amüsierte Lächeln seine Lippen, selbst nach dem Tod, noch umspielte.

ENDE


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