Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Traumspeicher«
Haide schrieb am 6.2. 2005 um 00:30:41 Uhr zu
Bewertung: 7 Punkt(e)
Mitten hineingeworfen in eine niederrheinische Banallandschaft mit Kühen. Sofort bemerke ich ihr viel zu lautes Wiederkäuenkiefergeräusch, ein schmergelndes Knerschen, krempiges Getriebe, daß die gesamte Ebene erfüllt wie das langsame, zeitverzögerte Zerbrechen eines Atomkraftwerkes. Es ist kalt. »Eiskalt aber klar« [ASchmidt]. Wie ich so traumgeworfen vor dieser Szenerie stehe, wird mir klar, daß Schmidt Träume zu seherischen Possen verarbeitet hat und umgekehrt. Ich habe den Eindruck, ich könnte eines der Viecher anschreien und mit Sicherheit würde sie mir in ASchmidtschem Tonfall so etwas antworten wie: »n Suppenteller konnte man nicht kaufen, aber wenn man die Totenmaske der inconnu de la Seine, 38 Mark 50, umdrehte, konnte man sie als solchen verwenden.«
Dadurch erscheinen plötzlich diese Rinder als wahrhaftige Personifikation des Todes. Das Wiederkäuen als Leichenpumpe. Sie sind mir mit einem Mal sehr, sehr, sehr unheimlich. Ihre vermeintliche »Bäuerlichkeit«, ihre Tarnung als »zu Schlachtendes« verbirgt ihr Geheimnis. Wir essen den Tod und inkorporieren ihn so: als Boef Bourgignon oder Schlichtmett. Ich kann aber nicht fliehen und ekle mich gleichzeitig vor der Banalität dieser überwältigenden Erkenntnis und nehme mir vor, ASchmidt daraufhin nochmal genauer zu lesen. Daß ich wie diese schwarzweißen Todesrinder Gras konsumiere, winkt wie ein Grinsekatzengrinsen zu mir ´rüber. Die schwarze Milch der Frühe kommt mir in den Sinn. Die Psylos, die auf Rindershit wachsen, die Verehrung der Rinder durch Inder und während ich entsetzenklar auf dieser Weide stehe, denke ich mich schon im Totenland. Und die Bauern und Metzger sind die Hadesarbeiter. Und Heidi ist die Lindenstraßen-Jeanned´Arc des Todes. Ich wache auf.
mcnep schrieb am 2.2. 2003 um 12:50:02 Uhr zu
Bewertung: 13 Punkt(e)
Traum vom 2. 2. : Ich lasse mich in einem Taxi kreuz und quer durch eine abendliche Stadt fahren, die Züge von Köln, Stuttgart und Iserlohn aufweist. Andauernd steigen kleine Grüppchen gutgelaunter Herren meist mittleren Alters hinzu, die stets vor mir aussteigen und trotz unterschiedlicher Haltepunkte alle dasselbe Ziel zu haben scheinen. Ich bin unsicher, ob es sich um eine Konferenz, ein Geschäftsessen oder einen Betriebsausflug handelt, vermute aber letzteres. Schließlich lasse auch ich mich in einer Kneipe am Berg absetzen, die mir aufgrund des schlechten Wetters und ihrer windschiefen Anmutung wie eine deutsche Version des 'Gasthaus Jamaica' aus dem gleichnamigen Film erscheint. Als ich die stickige und überfüllte Schankstube betrete merke ich, daß sich hier alle Männer versammelt haben, mit denen ich zuvor im Taxi gefahren bin. Sie sind immer noch sehr aufgeräumt, aber keiner von ihnen scheint mich wiederzuerkennen. Der Umschwung vom Kalten in die Kneipenwärme reizt meine Blase, und ich suche die Toilette auf. Die erkenne ich als die recht ungepflegte Örtlichkeit des Düsseldorfer Lokals 'Rheinpark' wieder, und an den Urinalen stehen zwei Herren mit offensichtlichem Interesse füreinander, jedoch ebenfalls in dieser bei solchen Anlässen eher unüblichen kumpelhaften Geschwätzigkeit. Selbstredend nicht schockiert, aber aufgrund meines Harndrangs auch nicht näher interessiert, baue ich mich einige Becken weiter auf, als aus dem Vorraum eine fürchterliche Schimpfkanonade über 'widerwärtige Unzucht', 'die Sünde Sodoms' und so weiter ertönt. Die beiden Herren zu meiner rechten knöpfen sich hastig zu und sind schon verschwunden, als der Urheber dieses Geschreis eintritt: es ist, wie ich an seinen Schläfenlocken, Tefillin, dem Hut und der krähenartigen Umkuttung sofort erkenne, ein orthodoxer Jude, etwa Mitte zwanzig. Komischerweise fängt auch er während seines Geschäfts an, mit mir zu reden, wobei er noch einmal die Sündhaftigkeit unkeuschen Verhaltens betont, mich jedoch, in diesem Falle zu Recht, in keinem Verdacht zu haben scheint. Im Gegenteil, er wird sehr vertraulich, und im Waschraum vertraut er mir ein kleines Päckchen an, mit der Bitte, es auf meiner nächsten Urlaubsreise »einfach ins Meer zu werfen, Sie wissen schon, wo«. Der Nachwuchschassidim geht ab, und ich bleibe mit der schwarzen Schachtel in der Hand einigermaßen verdattert zurück.
Die Versatzstücke des Traums sind alle vergleichsweise leicht aufzuschlüsseln, ihre Deutung selbst vorzunehmen widerstrebt mir fast ein wenig, so eindeutig scheint mir das ganze. Hervorheben möchte ich nur, daß mir dieser genau so stattgehabte Traum den zweifelsfreien Beweis erbracht hat, daß ich in Farbe träume: noch jetzt steht mir wie eine Filmeinstellung das Bild des jungen Juden in seiner schwarzen Einrahmung hinter einer gelben Kachelwand vor Augen, auf dessen Gesicht aus dieser Nähe rötliche Flecken zu erkennen waren, ob es sich um eine ausheilende Akne oder eine Stoffwechsel- oder Durchblutungsstörung handelte, konnte ich nicht herausbringen; das sind auch Dinge, die man orthodoxe Juden nicht im Waschraum einer deutschen Bierkneipe fragen sollte.
mcnep schrieb am 21.6. 2004 um 07:02:16 Uhr zu
Bewertung: 5 Punkt(e)
Interessant am heutigen Traum war vor allem die Tatsache, daß es das erste mir erinnerliche Mal in dreieinhalb Jahren war, daß ich in aller Intensität vom Blaster geträumt hat. Verwunderlich, daß dies so selten geschieht, obwohl ich doch einen Gutteil meiner Zeit hier zubringe. Weniger erstaunlich, wenn ich bedenke, daß ich, obzwar seit 18 Jahren mit K* zusammenlebend, nur sehr selten von ihm träume. Was halt immer da ist, muß nicht noch nachts verarbeitet werden, so ein Hirn braucht auch mal Urlaub.
Den Traum selber bringe ich gar nicht mehr richtig zusammen, was mich vor das Dilemma stellt, wie und ob ich ihn überhaupt erzählen kann, ein völlig unklarer Traum ist wie ein Witz, dem Einleitung und Pointe fehlen. Trotzdem ist mir das Gefühl, von dem dieser Traum bestimmt war, noch gut erinnerlich. Kein angenehmes Gefühl, eher spannungsgeladen und unheimlich, eine Art Blasterkrimi. Ich träumte, daß sich im Blaster ein Unbekannter aufhielt, der andauernd neue Stichworte eingab, die sehr persönlich und verletzend waren und eine Kenntnis meiner Privatperson und die anderer Schreiber voraussetzte. Leider kann ich mich an keines dieser Worte erinnern, es will mir auch fast so scheinen, als hätten sie nur im Traum Sinn und Bedeutung gehabt, so wie es gewisser psychotischer oder intoxierter Zustände bedarf, um völlig belanglose Dinge auf sich zu beziehen. Aber im Schlaf war ich sehr entrüstet und die anderen Blasterianer, die zum Teil auch durch die Einträge angesprochen wurden, waren es auch. Ich muß dazu anmerken, daß die Blastercommunity nicht aus diversen vor ihren Monitoren vereinzelten Individuen bestand, sondern es mehr eine Art körperloser Familienverbund zu sein schien. Schwer zu beschreiben, jedenfalls war ich allein und war es auch wieder nicht, doch ein räumlicher und körperlicher Aspekt war allenfalls skizzenhaft erkennbar. Alle grübelten herum, wer es sein könnte, der so verletzende und auf unbewußte Ängste schielende Stichworte in so reicher Fülle abschoß (wirklich schade, daß ich mich an keines erinnern kann), bis sich gegen Schluß des Traums als Krimiauflösung herauskristallisierte, daß ich wie auch alle anderen in einer Art Lazarett oder Krankensaal untergebracht war und der Täter einfach jemand war, der mit uns im gleichen Raum gelegen hatte, wodurch er natürlich stets über jeden unserer Schritte informiert war. Es war, albern genug, ein Schiffskoch, ein Eurasier (Deutschvietnamese?). Als er nämlich überführt worden war, sprang er in einem taubenblauen Pyjama auf und erzählte uns, scheinbar zur Ablenkung von seiner Tat, die alle anderen fast übertrieben verwerflich empfanden, wie er bei einer Fahrt auf einem Segelschiff eine Gruppe von Millionären zu bekochen gehabt hätte und ihm die Vorräte ausgegangen seien, worauf er, was er uns pantomimisch demonstrierte, einfach ein Iglo-Baguette mit zwei japanischen Kochbeilen in atemberaubender Geschwindigkeit in kleinste Stücke zerhackt habe, wodurch es genug für alle war oder zumindest zu sein schien. Schon halb versöhnt sah ich ihm während seines Vortrags zu und ich meine, an ihm eine gewisse Ähnlichkeit mit Tommi Ohrner festgestellt zu haben, sieht man einmal von den Mandelaugen ab.
Ugullugu schrieb am 10.2. 2003 um 17:10:35 Uhr zu
Bewertung: 9 Punkt(e)
Gestern hab ich mir vielleicht einen Scheiß zusammengeträumt. Ich will mal versuchen, es aufzuschreiben, bevor es mir ganz entfällt. Also:
Ich bin wieder in Oklahoma, wo ich für ein Jahr diesen Schüleraustausch gemacht hab. Genauer gesagt bin ich in dieser Wohnsiedlung bei Tulsa, mit den modernen, flachen Einfamilienhäusern, die alle die gleiche Garage haben. Es ist früher Abend oder möglicherweise auch Nacht, und die Zikaden machen Lärm. Ohne Zikaden hätte es eigentlich auch Sylt sein können, sieht genauso aus. Ich bin draußen. Irgendwoher weiß ich nun, daß die Neighbourhood Watch in der Nähe herumfährt und mit dem Scheinwerfer in die Fenster leuchtet, und die hätte eigentlich auch alle Hände voll zu tun gehabt: ich bin nämlich so eine Art bemoostes, grünes Comic-Monster, dem frühen swamp thing nicht unähnlich, bin zwar nicht sehr groß, habe aber ein großes Maul (harhar) und eine rostige Kette, mit der ich auf irgendwas einzuschlagen gedenke. So laufe ich also als grünes Monster draußen in der Nacht an den front porches vorbei und plane, irgendwo einzubrechen und ein bißchen Radau zu machen. Ich will keinem was tun, nur halt in so eine ordentliche kleine Wohnung einbrechen, die Leute erschrecken und mit meiner rostigen Kette auf die Möbel einschlagen. Ein bißchen komme ich mir vor wie das »alte Europa«.
Dann finde ich endlich ein Haus, in dem noch Licht brennt (keine Ahnung, wieso ich ein erleuchtetes Haus gesucht habe). Ich walke also up zur Garagentür, die offen steht, weil ich weiß, daß von der Garage eine Verbindungstür ins Wohnhaus führt. Der Bewegungsmelder reagiert offensichtlich auch auf grüne Schlammmonster, die Außenbeleuchtung geht an und bei den Scheinwerfern wuseln Insekten herum. In der Garage steht kein Auto, aber in der Tür zum Wohnhaus steht plötzlich der Hausherr. Er hat einen hellen Schnurrbart und dummerweise eine Pistole. Ich glaube, er hat gar nichts gesagt, jedenfalls war die Sache klar: ich hab hier nichts verloren und geh jetzt besser. Enttäuscht ziehe ich also mitsamt meiner Kette ab und hocke mich auf den Rasen vor dem Haus. Ende erster Teil (scheiße wird das lang).
Ich hocke also auf dem Rasen herum. Da bekommt der schnauzbärtige Waffenträger erneut Besuch: von rechts brettert ein roter Golf III Europe heran, fährt die Einfahrt hoch und langsam in die Garage. Durch die Scheiben sehe ich, daß überraschenderweise zwei Freunde von mir in dem Wagen sitzen. Der Wagen hält, die Türen gehen auf. Ein wahrer Wasserfall ergießt sich aus dem VW, als wäre er vorher bis zum Dachhimmel mit Wasser gefüllt gewesen! Helge und Markus, meine Freunde, werden mit hinausgespült. Jetzt haben sie sich aber überraschend in zwei völlig andere Menschen verwandelt, die ich nie zuvor gesehen habe, aber ich weiß, daß sie ein Ehepaar und zu Besuch beim Schnauzbart sind (der steht immer noch da, die Waffe ist glaube ich weg).
Die ganze Garage steht ein paar Zentimeter tief unter Wasser. Das macht aber weder dem Amerikaner noch seinen beiden Gästen etwas aus, noch der Frau des Amis, die jetzt überaschend aus dem Haus getrippelt kommt. Die Frau ist sehr dünn. Die vier Leute in der Garage begrüßen sich herzlich, im Wasser stehend. In der Garage liegt jetzt plötzlich ein schwarz-rot-weißer Teppich, ebenfalls unter Wasser, unter den Füßen der Leute, unter dem Golf.
Dritter Teil, jetzt wird es wirklich bescheuert. Aus dem Nichts taucht plötzlich ein Mann mit einem dunklen Anzug auf. Er ist sehr groß und hat ein Mikrofon in der Hand und geht damit zu der dünnen Frau. Er fragt sie, ob ihr das gar nichts ausmache, daß ihre ganze Garage unter Wasser stehen würde, und das halbe Wohnhaus. Damit lenkt er die Aufmerksamkeit aller auf die Verbindungstür zum Wohnhaus. Die ist halb geöffnet, und man kann sehen, daß auch da schon das Wasser steht. Drinnen sind weiße Fliesen. Die Frau antwortet, das mache ihr nichts aus, denn sie besitzt ein spezielles System zur Hausentwässerung. Der Mann im Anzug fragt erneut: Was ist denn das wirklich Tolle an diesem System?, und er fragt es in so einem konspirativen Ton, und die Frau antwortet darauf wie aus der Pistole geschossen, und plötzlich kippt alles um, und mir ist klar: Das ist Werbung! Ich bin in einem Fernsehwerbespot für eine hausinterne Anlage, die den Wasserkreislauf eines Wohnhauses reguliert. Das wurde in den letzten Augenblicken, die der Traum noch dauerte, bis ins kleinste Detail erklärt, aber leider habe ich es wieder vergessen. Gut möglich, daß mir im Traum die Lösung für alle eventuell anstehenden Trinkwasserprobleme der Menschheit offenbart wurde. Es war wirklich toll, die unteren Zimmer des Hauses waren zum Beispiel alles Naßräume, und das Auto, der rote Golf, fuhr auch mit Wasser, und daß er beim Reinfahren die ganze Garage unter Wasser setzt, ist so gewollt und hat etwas mit Wiederaufbereitung zu tun. Dann bin ich aufgewacht, und mußte ganz dringend pissen.
mcnep schrieb am 9.4. 2004 um 15:17:44 Uhr zu
Bewertung: 4 Punkt(e)
Gerade während des Mittagsschlafs träumte ich von zwei jungen Mädchen, die Anne und Petra hießen, aus Bremerhaven stammten und zu uns ins Rheinland gefahren waren, um dort ein Wochenende lang Party zu machen. Das erzählten sie mir beim gemeinsamen Aussteigen am Hauptbahnhof meiner Heimatstadt (ich war gerade von einer Gammeltour aus ihrer Gegend zurückgekommen) und es war herzerfrischend, wie unverklemmt und fröhlich die beiden wirkten. Die eine trug einen sehr sommerlich wirkenden Wickelrock, der aufgrund eines gewagten Schnitts beim Gehen hinten den Blick auf ihren weißen Baumwollschlüpfer ermöglichte, was mir nicht vulgär oder aufreizend, sondern eher wie ein liebenswertes Zeichen unschuldiger Provinzialität erschien. Ich glaube, die beiden hätten es gerne gesehen, wenn ich sie noch ein Stück ihres Weges begleitet hätte und ihnen vielleicht die eine oder andere angesagte Kneipe gezeigt hätte, aber ich war müde von der Reise und weder vom Alter noch den Interessen her der geeignete Cicerone für sie. Daher trennten sich unsere Wege an der Tür eines großen Hochhauses, wo sie für das Wochenende in einem leerstehenden Appartement zu übernachten planten. Als sie durch die Glastür traten, wobei ich noch einmal einen Blick auf den Schlüpfer der einen zu werfen genötigt war (es war Anne, blond und mit einem Pferdeschwanz), in dem Moment wußte ich genau, daß sie dieses Haus nie wieder lebend verlassen würden. Ich weiß nicht mehr, ob die Vorahnungen konkreterer Natur waren, ob ich ihren Tod in Gestalt eines psychopathischen Vergewaltigers oder eines Wohnungsbrandes voraussah - zumindest Petra, brünett und mit einer Art Mittelscheitel versehen, hatte wie ich nach dem Verlassen des Bahnhofs eine Zigarette geraucht - ich weiß nur, daß ich sicher war, der letzte Mensch gewesen zu sein, der die beiden gesehen hätte. Dieser Gedanke erfüllt mich mit einer unbestimmten Trauer, aber ich kam nicht auf die Idee, die beiden vom Betreten des Hauses abzuhalten, indem ich etwa doch auf ihren Vorschlag, zunächst direkt in die Innenstadt zu fahren, einging, denn ich war, wie gesagt, ziemlich müde und hatte auch nicht das Empfinden, daß es meine Aufgabe sei, in ein offensichtlich unabänderliches Schicksal einzugreifen, eine Einstellung, die mich, weitaus mehr noch als der kommende Tod der beiden, schon im Rest meines Schlafes entsetzte und auch jetzt noch ein wenig irritiert.
mcnep schrieb am 23.8. 2004 um 15:35:17 Uhr zu
Bewertung: 5 Punkt(e)
Also, was war das gerade für ein deppenhafter Mikrotraum im Nachmittagsschlaf? Jemand hätte im Blaster einen Text eingegeben, so das übliche Gejammer von wenig zu wenig Niveau und Alledoofnurichnicht und hätte darin gefordert (sich offenbar selbst damit meinend) es würde langsam Zeit, daß ein 'Blaster–Rüttler' auftauchte. Ich nun hätte mich über diese typisch unbedarft–naßforsche Art geärgert und beschlossen, das Wort 'Rüttler' tatsächlich zu verstichworten, jedoch mit einem aus dem Weinlexikon exzerpierten Artikel über die méthode champagnoise (wobei ich - im Traum - sogleich den Phantomschmerz einer Schnittverletzung am linken Daumen bekam, dort, wo man sich gemeinhin beim Entfernen einer Champagner–Metallkapsel zu verletzen pflegt), weil, so meine Begründung im Traum, die doch so possierlich klang, daß sie das Festhalten dieses Kuddelmuddels rechtfertigt, »ich mir schließlich nicht jeden Tag frische Gedanken machen muß«.
mcnep schrieb am 9.8. 2004 um 06:47:25 Uhr zu
Bewertung: 5 Punkt(e)
Der Traum fing harmlos und friedlich an. Vermutlich habe ich diesen Teil auch deshalb vergessen. Danach wurde es jedenfalls richtig ungemütlich: Ein riesiger Krake (möglicherweise vom gestrigen Frutti di Mare–Salat inspiriert), fast zimmergroß, verfolgt mich durch die einzelnen Räume. Ich bin gegen die langen Arme chancenlos, kurz gelingt es mir jedoch, ihn zur Haustür herauszulocken oder -treiben und diese anschließend zu verriegeln. Leider bin ich so blöd und öffne die kurz darauf wieder, weil ich die Post annehme. Der Riesenoktopus flutscht natürlich auch mit herein, jetzt ist alles aus, da verwandelt er sich in den schwedischen Posaunisten Nils Landgren, der in ganz gelassenem Ton zu mir sagt (und da zeigt sich, daß man niemals vor dem Zubettgehen zu AktenzeichenXY assoziieren sollte): »Bevor ich Sie gleich umbringe, noch schnell die Frage, wo Sie Ihre Wertsachen haben? Sie könnten mir die Arbeit sehr erleichtern.«
tootsie schrieb am 30.3. 2007 um 13:02:06 Uhr zu
Bewertung: 3 Punkt(e)
Präludium:
Ich habe irgendwelche Drogen im Rucksack und drücke mich in den Schatten von Sträuchern. Es dämmert plötzlich, und ich schnüffele an einer kleinen, goldenen Dose. Mir wird schwach. Mein Versteck ist eine kleine Baumgruppe am Überlauf der Klärteiche. Es ist ein schwüler Nachmittag, aber durchdrungen von zäher Dämmerung. Ich überlege, ob ich kiffen soll, entscheide mich aber dagegen. Ich habe Angst, vom Förster erschossen zu werden und ziehe es vor, mein Versteck vor Einbruch der Dunkelheit zu verlassen. Ich höre eine Erntemaschine, die über die Wiese neben mir fährt. Sie ist riesig. Erinnert eher an einen Bagger in einem Tagebau. Die Maschine mäht das Gras. Ich nähere mich der Bahnstrecke, die den Trampelpfad ersetzt hat und fahre nachhause. Ich habe eine Fahrkarte. Ein anderer Reisender nicht. Mir kommt das alles nicht im Geringsten seltsam vor.
Erste Sequenz:
Ich habe beschlossen, an irgendeinem Kurs für Amateurbiologen teilzunehmen. Mein Mikroskop steht vor mir auf dem Tisch und ich projiziere mein Präparat auf den Schirm. Dabei muss ich die Lampe festhalten, und alles schwankt etwas. Der Raum erinnert an einen Keller; das Licht ist gedämpft und grünlich. Es stammt aus den Aquarien hinter uns. Ich sitze an einer Werkbank in der letzten Reihe. Diese Bank ist alt, verschlissen und wirkt stabil.
Hinter mir erklärt die Dozentin, was bei der Haltung von Wassermäusen zu beachten ist. Ich habe nie zuvor in meinem Leben Wassermäuse gesehen oder auch nur von ihnen gehört. In einem der Becken hinter mir wuselt ein kleines, von Luftblasen versilbertes Säugetier durch sein Aquarium. Über der Wasseroberfläche ist eine kleine Höhle angebracht.
Neben mir sitzt meine Cousine. Sie hat die Embryonen aus Hühnereiern präpariert und eine Entwicklungsreihe erstellt. Ich bin maßlos neidisch. Es gibt sogar einen kurzen Film! Eigentlich ist sie nur Krankenschwester, aber plötzlich hat sie nebenbei das Abitur gemacht und irgedeinen Diplomstudiengang abgeschlossen. An einer FH. Ich fühle mich miserabel, weil ich gerade mal mein Grundstudium abgeschlossen habe. Mit durchschnittlichen Ergebnissen. Ich könnte kotzen vor Neid.
Irgendwoher kommt ihre Famile. Ihre Mutter und ihre Schwester sind schwarz und nackt. Das Lampenlicht glänzt auf ihren perfekten Körpern. Irgendwem raune ich zu, ich würde doch sterben, wenn meine Famielie nackt und frisch gefickt irgendwo auftauchen würde, und so täte, als wäre nichts dabei.
Zweite Sequenz:
Ich bin auf dem Heimweg vom Präparierkurs. Meine Cousine hat mir das Leben sauer gemacht. Ich fühle mich wie ein Versager und will sterben. Irgendwie muss ich nachhause. Irgendwer - ich glaube, es war die Cousine - hat mir gesagt, ich muss durch das Fenster in die Wohnung meiner Tante. Dort wohnt aber jemand anders. Gut. Irgendwie komme ich durch das Fenster in die Wohnung. Ich sehe fern. Was ich dort soll, weiß ich nicht. Die Wohnung ist eng und vollgestellt. Ich mag dem Besitzer nicht begegnen und gehe weg, um endlich nachhause zu kommen. Allerdings hält mich der Besitzer auf. Ich hätte etwas kaputt gemacht. Ich bin der Ansicht, es sei nicht meine Schuld. Ein Lampenschirm, der durch das Einschalten des Fernsehers zerbrochen ist. Ich soll ihn ersetzen. Ich vertröste den Besitzer auf morgen; ich würde ihm den Schaden ersetzen. Allerdings ist er ein Prolet und sitzt mit seinen Proletenfreunden zusammen. Die haben angefangen, sich zu streicheln. Einer fummelt an meinem Bein herum, aber er ist hässlich wie die Nacht. Trotzdem gefällt es mir. Sie versuchen herauszufinden, wer schwul ist, indem sie sich gegenseitig streicheln. Wer eine Latte kriegt, hat ein Problem. Irgendwie verdrücke ich mich.
Dritte Sequenz:
Ich komme von irgendwo und laufe zu den Klärteichen. Dabei singe ich in Kopfstimme »By the rivers of Babylon«. Der Himmel ist bedeckt aber hell. Das Gras zu meinen Füßen ist fett und grün. Ich rase den Weg hinunter, der plötzlich stark gewunden ist und ich singe. Niemand kann mich hören, und ich singe der Welt einen unsterblichen Choral. Die Teiche sind zu riesigen Seen geworden. Das Wassser ist natürlich überdüngt und die Pflanzen sind fett. Ein fruchtbarer, satter und feuchter Geruch steigt mir in die Nase. Ich rase vorbei an einem Wachturm. Der ist neu. Er steht halb im Wasser und ich erkenne Wohnungseinrichtung. In meiner Hand halte ich einen Steckling, den ich am Überlauf einpflanzen soll/will/muss. Das geschieht auch, aber ich bin merkwürdig zweigeteilt. Ein alter Mann und ein Junge mit einem Steckling.
Vierte Sequenz:
Ich erfahre, dass ich die Prüfung doch nicht bestanden habe. Ich trinke Alkohol und kann nicht mehr gehen. Mein Kopf ist übernatürlich klar. Mein Vater fragt, ob ich was getrunken hätte. Ich bejahe. Er verachtet mich, weil ich die Prüfung nicht bestanden habe und besoffen gegen die Karosserie einen Oldtimers getorkelt bin. Ich beschließe, ihm Einiges an den Kopf zu werfen: dass er mich nie als Sohn anerkannt hat, weil ich mich nicht für seine Scheiß Technik interessiere. Ich bin wütend und verletzt. Oben in der Wohnung versuche ich, mich selbst zu verletzen. Es gelingt mir nicht. Ich rase und tobe, werfe mit Flaschen und Münzen. Meine Mutter versucht schwach, mich aufzuhalten. Ich nehme einen Strick und gehe auf den Dachboden. Ob Mutter mir folgen wird? Ich hoffe es. Nichts passiert. Ich lege den Strick um einen Balken. Es gelingt nicht. Der Balken ist nur noch ein dünnes Brett. Ich lege mir die Schlinge um den Hals und würge mich selbst ein wenig. Sterben will ich nicht; ich will nur, dass die permanente Frustration durch das Leben an sich endet. Ich will wieder ein toller Hecht sein! Wie früher!
Fünfte Sequenz:
Ich bin unterwegs mit Professor Wotjak und einigen Mitschülern. Wir diskutieren, aber eigentlich liegt Abschied in der Luft. Oder besser Aufbruch. Alle befinden sich in der Wohnung meiner Großmutter. Es gibt Sekt, und ich trinke mit schlechtem Gewissen. Eine Mitschülerin hat einen luziden Einfall. Figuren im Roman als Fenster der Seele. Jeder Mensch versammele ein Kaleidoskop von unterschiedlichsten Welten in sich. Dies finde Ausdruck im Roman. Ich greife ihre Idee auf und spinne sie weiter, aber niemand achtet darauf. Irgendetwas ist zerbröselt auf dem Teppich. Ich muss Staub saugen. Ich entschuldige mich für den Krach. Meine Verwandtschaft taucht auf.
mcnep schrieb am 10.6. 2004 um 06:58:53 Uhr zu
Bewertung: 6 Punkt(e)
Auf der Straße begegne ich Paul Breitner und Franz Beckenbauer, beide deutlich jünger als ich. Sie fragen mich, wo man um diese Zeit noch etwas trinken könne (es ist etwa vier Uhr früh, die Zeit, als ich zuvor kurz aufgestanden war und auf die Uhr schaute). Ich erwidere, da müßten sie wohl schon nach Rom fahren. Als sie weggehen, fällt mir ein: Sie hätten doch auch im Victorian (Edelkneipe an der Kö) nachfragen können. Ich bin aber zu faul, ihnen nachzurennen.
Fragment der gleichen Nacht: Ich frage einen Bekannten, wieso Jeans heute nicht mehr so leicht entflammbar sind wie früher (sic!) und streiche zur Demonstration mit einem Feuerzeug über meine Beinkleider. Er erwidert, ja, das sei wohl richtig, aber verbrecherische Menschen fänden da immer einen Trick, was er mir an einer Kinderschaufensterpuppe demonstriert, die einen Jeansrock trägt. Er appliziert daran, an der Rocknaht aufsteigend, medizinisches Pflaster (weiß, halbtransparent, hautfreundlich) und erklärt, das würden Väter in vielen Ländern leider heute immer noch tun. Dann zündet er das untere Pflaster an; sofort steht der Rock in hellen Flammen [am Nachmittag hatte ich Davina aus dem Struwwelpeter vorgelesen, aber bewußt die 'Paulinchen war allein zu Haus'–Geschichte ausgelassen]. Die Puppe fängt an zu zappeln - es ist aber trotzdem immer noch eine Puppe - und der Bekannte erklärt mir, jetzt müssten wir uns beeilen und hoffen, daß niemand dumme Fragen stelle, worauf er sie bei der Notaufnahme eines Krankenhauses (die traumtypisch sofort zur Stelle ist) abgibt, wo der Arzt sofort die Rocknaht untersucht, aber offensichtlich keine verdächtigen Indizien finden kann. Mit einem Gefühl des 'Glück gehabt' verlassen wir die Ambulanz, ohne uns weiter um die immer noch schwelende Puppe zu kümmern.
mcnep schrieb am 9.10. 2005 um 12:31:11 Uhr zu
Bewertung: 3 Punkt(e)
Diese kurze Nacht geträumt: Ich war als einer von wenigen Menschen im Besitz der Kenntnis, dass Bill Clinton schon vor Jahren erschossen und durch einen Androiden ersetzt worden war. Ich arbeitete in der Federnschleiferei, in der ich tatsächlich viele Jahre Schüler– und Studentenjobs verrichtet hatte und eines Tages kam eine Art Untersuchungskommision des CIA, der Leiter sah aus wie eine Mischung aus Roland Koch und Christian Worch, und sie befragten auch mich während meiner Arbeit zu irgendwelchen verklausulierten 'Vorkommnissen'. Ich tat ganz naiv, aber plötzlich wurden die Herren ruppig, Koch–Worch schnippte einmal mit dem Finger, ich befand mich plötzlich in einem gänzlich anderen Zimmer (ich bin fast sicher, dass es mein Elternhaus in Altena war, obwohl ich das seit meinem dritten Lebensjahr nicht mehr gesehen habe), die CIAler alle mit dabei und der Untersuchungsleiter sagte sowas wie: »Wie würde ihnen das gefallen?«, schnippte nochmal und nochmal und nochmal und bei jedem Schnippen verschwand ein Teil der Einrichtung, bis ich in einem leeren Raum stand. Dann schnippte er noch einmal, und ich lag, offenbar stumm und gelähmt oder fixiert in einem Krankenbett, die Kommission wieder bei mir und sie gaben mir zu verstehen, dass dieser Zustand für den Rest meines Lebens anhalten würde.
Interessant an dem Traum war mir zum einen die absolute Filmhaftigkeit des Ganzen (vermutlich entlehnen sich einzelne Sequenzen auch tatsächlich irgendeinem vergessenen SciFi– oder Agentenfilm), zum zweiten die Anknüpfung an paranoide Verschwörungsmuster und jüngst zur Kenntnis genommenes (Kennedyattentat, Neonazis) zum dritten die Tatsache, dass ich zum ersten Mal seit Ewigkeiten im Traum existentielle Ängste ausgestanden habe; spätestens seit dem Tod meiner Eltern hatte ich nämlich bislang selbst noch in REM–Phasen den Gedanken im Hinterkopf, dass sich kein noch so schrecklicher Alb mit der Realität messen kann.
Einige zufällige Stichwörter |
Theodolit
Erstellt am 13.11. 2009 um 16:48:55 Uhr von Die Leiche, enthält 4 Texte
Ureinwohner
Erstellt am 19.1. 2002 um 07:29:57 Uhr von Dortessa, enthält 28 Texte
gegessen
Erstellt am 14.2. 2002 um 22:01:20 Uhr von mampf, enthält 10 Texte
Gräflichkeit
Erstellt am 3.8. 2023 um 18:37:48 Uhr von ungerichteter Graf, enthält 4 Texte
Backfett
Erstellt am 2.12. 2015 um 20:47:39 Uhr von Freno d'Emergenza, enthält 1 Texte
|